Am Donnerstag den 22.10.2020 ist es so weit – das Stuttgarter Duo MONDO SANGUE und die Dragon Days laden euch zu einer Italo-Space-Experience ein! Unter Deck des alten Frachtankers Fridas Pier präsentieren euch Christian Bluthardt und Yvy Pop ihr drittes Album VEGA-5 (Avventure nel Cosmo). Bevor sie uns nächste Woche ins All entführen haben die beiden uns schon im Vorfeld einen kleinen Einblick in ihre Arbeit, zukünftige Pläne und ihre Meinungen zum Thema Filme und Filmmusik gewährt:
Könntet ihr zuerst einmal für die Besucher des Dragon Day Festivals, die Mondo Sangue noch nicht kennen, kurz beschreiben, was die Besucher an Bord von Fridas Pier erwartet?
YVY: Seit 2015 machen wir, Chris und ich, unter dem Namen MONDO SANGUE filminspirierte Musik und bringen nach einem Kannibalenfilm- und einem Italowesternsoundtrack nun das 3. Album heraus – Sciencefiction! Das passt gerade mehr als uns lieb ist zu diesem verrückten Jahr 2020. Auf Fridas Pier werden die Besucher im Bauch des (Raum-)schiffes ins All entführt und erleben mit der Crew der „VEGA-5“ eine abenteuerliche Reise.
Wie läuft der Entstehungsprozess einer Mondo Sangue Platte ab? Entwickelt ihr erst die Story eines fiktiven Films oder startet ihr mit Ideen für die Musik und entwickelt daraus einen passenden Film bzw. Story?
CHRIS: Im Grunde beides, beziehungsweise wir haben beides schon ausprobiert. Bei unseren ersten beiden Alben (jeweils ein Soundtrack zu einem Kannibalenfilm und einem Italo-Western) haben wir noch klassischer geplottet und uns richtige Stories ausgedacht. Bei der neuen Platte wollten wir etwas weitergehen und uns von dem Korsett einer filmischen Narration lösen. Im Weltall will man, fürchte ich, einfach mehr Freiheiten genießen … Bei beiden Ansätzen ist es aber so gewesen, dass ich bereits vor der Inhaltsentwicklung schon am Sound und an bestimmten Stücken gearbeitet habe.
YVY: Schon während der Ideenphase entstehen die ersten musikalischen Skizzen im Kopf. Und im Laufe der Zeit werden diese ausgefeilt, weitere Ideen zu Szenen kommen hinzu etc. Das ist ein Prozess, der viel Zeit braucht, aber auch irre Spaß macht.
Gibt es Pläne eure fiktiven Filme je zu Realität werden zu lassen?
CHRIS: Unsere LPs würde ich eigentlich gerne weiterhin im Kopf der Zuhörer stattfinden lassen. Mal einen Auszug wie beim Musikvideo finde ich wiederum spaßig. Andersrum fände ich es toll, als Mondo Sangue einen „richtigen“ Film zu vertonen.
Ihr habt mit Mondo Sangue bereits einen fiktiven Kannibalen-Film, einen Spaghetti-Western und jetzt auch einen Science-Fiction Film vertont – gibt es andere Genres, die ihr in Zukunft gerne umsetzen würdet?
CHRIS: Die Palette an besonderen Nischen und Subgenres ist ja noch ellenlang – also da gehen uns so schnell nicht die Ideen aus. Da gibt’s ja noch die wunderschönen Giallo-Filme aus Italien, Kung-Fu und Martial Arts, Polizeiaction – um nur ein paar davon zu nennen. So ne klassische 70s-Schmuddelkomödie wäre auch mal was, da haben vlt. die meisten nie darauf geachtet, aber die klangen ja auch richtig toll.
YVY: Wir machen im Schnitt alle 2 Jahre eine Platte. Und für 2022 haben wir schon eine Idee. Wir möchten nicht zuviel verraten, aber es wird eine sommerliche Platte. Zuerst aber geht es ab dem 30. Oktober 2020 in den Weltraum – bzw. auf Fridas Pier mit den Dragon Days-Besucher_innen auf den Jungfernflug.
Ihr seid ja beide große Fans von italienischen Filmen aus den 60ern und 70ern und lasst euch bei euren Eigenproduktionen von diesen inspirieren – bevorzugt ihr Filme aus dieser Ära oder gibt es andere Filme, die euch ebenso begeistern?
CHRIS: Also ich habe was Filme angeht keine wirklichen Vorlieben, da ich echt alles gerne schaue. Das Genrekino aus der von dir besagten Ära hat allerdings aus meiner Sicht die meisten Überraschungen parat. Da wurde sich noch richtig was getraut und zum Teil weit aus dem Fenster gelehnt – nicht nur was Gewalt etc. angeht, sondern eben auch ästhetisch, die Erzählweise, die Farben, die Musik, die Montage. Viele modernen Filme oder gar ganze Arten von Filmen könnte es ohne diese Pionierleistungen in der Form gar nicht geben.
YVY: Auf ein bestimmtes Genre möchte ich mich auch nicht festlegen, aber ein Faible fürs abseitigere Kino habe ich schon. Was mich speziell an dieser fruchtbaren Zeit der 1960/70er fasziniert, sind die stilbildenden teils ikonischen Gestaltungsmittel, die manchmal einfach nur aus einem Low-Budget resultierten. Da wurde noch viel experimentiert und dieses überraschende Moment macht für mich diesen besonderen Zauber aus.
Was macht für euch gute Filmmusik aus? Als Profis auf dem Feld der Filmmusik kann man wahrscheinlich nicht anders, als beim Filme schauen besonders auf die Filmmusik zu achten oder? Welcher Film ist euch wegen seiner besonderen Filmmusik in Erinnerung geblieben?
CHRIS: Ich versuche meistens auf gar nichts groß zu achten, darum geht man auch am besten ins Kino – dort wirst du selbst dann eingesaugt und nicht andersrum. Da schaffe ich es dann auch grundsätzlich nicht über solche Dinge nachzudenken. Der letzte Kinofilm, der mich am Ende (auch dank der Musik) so richtig sprachlos zurücklies, war MIDSOMMAR. Ansonsten ist mein Lieblingsfilm – nicht nur wegen der großartigen Musik – Dario Argento’s SUSPIRIA. Natürlich aus Italien und natürlich aus den 70ern.
YVY: Gute Filmmusik für mich ist, wenn sich Bild- und Tonebene gegenseitig so intensiv verstärken, dass ein Sog entsteht, der alles drumherum ausblendet. Das kann voller Adrenalin sein wie die Percussions bei Nora Fingerscheidts „Systemsprenger“, der verstörend-hypnotische Sound von Mica Levi bei „Under the Skin“ oder die verklärend-leichte Musik von Cat‘s Eyes beim „Duke of Burgundy“. Filmmusik ist gut, wenn es weh tut, sobald das Licht angeht.
Für einen kleinen Vorgeschmack könnte ihr schon jetzt in das Main Theme des neuen Albums VEGA-5 hineinhören. Auf Spotify unter https://open.spotify.com/artist/2L1UsVh7mAEfWdG6dV8rAF oder auch auf Youtube mit Musikvideo https://www.youtube.com/watch?v=sSGAD2kBh2g.
Mehr Informationen zur Veranstaltung am 22.10.2020 unter NEWS – MONDO SANGUE: VEGA-5
Geschrieben von Kim H.