Tag 4: Auf Reisen mit Ijon Tychi – Die Sterntagebücher von Stanislaw Lem

Am Freitag den 23. Oktober 2020 gegen 20 Uhr füllte sich das Kulturzentrum Merlin mit gutgelaunten Gästen. Auf uns warteten der Comiczeichner und Illustrator Stefan Dinter und der Sprecher Götz Schneyder um die Sterntagebücher von Stanislaw Lem zu präsentieren.

In den Sterntagebüchern erzählt der Cosmonaut Ijion Tychi von seinen vielen Reisen durch das Universum, drei dieser Erzählungen wurden an diesem Abend präsentiert. Die erste Erzählung handelte von den sogenannten „Bischuten“, die aufgrund der kleinen Größe ihres Planeten die meiste Zeit in einem „zerstäubten“ Zustand verbringen. Es ist eine witzige Geschichte und Götz Schneyder trug sie humorvoll vor während Stefan Dinter mit vorgezeichneten ausgeschnitten Figürchen und neuen Zeichnungen collagenhaft beinahe ein kleines Theaterstück aufführte. Das Einsteigen eines der Bischuten in die Maschine, die ihn atomisiert, veranschaulichte Stefan beispielsweise indem er die Figur kurzerhand in eine Streichholzschachtel presste. Dies wurde außerdem durch eine Vielzahl an SciFi-Geräuschen und atmosphärischen Tönen untermalt, die der Sounddesigner Mark Kysela erzeugte.

In der zweiten Geschichte landete Tychi nach einem Unfall in einem Gravitations-Strudel. Hier bemerkte er, dass zur Reparatur seines Problems zwei Personen nötig sind. Zum Glück begegnen ihm Versionen seiner selbst, die er versucht dazu zu Überreden ihm zu helfen, was jedoch nicht ohne Probleme funktionierte. Götz gelang es hervorragend diese absurde Geschichte voller Humor zu erzählen. Zum Beispiel schaffte er es bei Gesprächen zwischen drei gleichen aber zeitversetzten Varianten Tychis alle unterschiedlich aber dennoch ähnlich klingen zu lassen. Stefan unterstrich die Lesung mit einer Zeichnung, die die zyklische Natur der Geschichte widerspiegelte und Tychi, in allen möglichen Variationen, in einer Zeitschleife laufen ließ.

Zum Abschluss wurde die Erzählung „Die Anstalt des Doktor Vliperdius“ vorgetragen, in der Tychi eine Nervenheilanstalt für Roboter besucht . Einer der Patienten ist ein wahnsinniger Roboter und Götz schreit theatralisch mit purem Wahn in der Stimme, Mark spielte dazu passende laute Musik und Stefan zeichnete eine verzerrte Robotergrimasse.
Es endete beinahe zu abrupt, das Publikum applaudierte begeistert, die Zeit war wie im Flug vergangen. Die Geschichten sind zeitlos und die Präsentation war so frisch, dass sicher niemandem auffiel, dass das Material aus den 1950er Jahren stammt. Manchmal sind die Ideen der Vergangenheit über die Zukunft auch in der Gegenwart noch relevant.

Geschrieben von Linus H.