Die Qualität und die enorme Varianz der Einreichungen für das diesjährige Interactive Novel Lab haben uns gezeigt, wie viel unterschiedliche Ansätze sowohl das Medium des interaktiven Geschichtenerzählens, als auch Lovecrafts Werk, welches dieses Jahr als Thema diente, ermöglicht. Als Jury haben wir alle Beiträge unter den folgenden Gesichtspunkten gleichwertig bewertet:
Dramaturgie: Wie spannend ist die Grundprämisse der Geschichte? Wie nachvollziehbar und fesselnd wird der zentrale Konflikt geschildert? Wie logisch sind die Motivationen der Figuren und die Abläufe der Handlung?
Medium: Bietet sich die Geschichte an, interaktiv erzählt zu werden? Ist der Scope angemessen? Zeigt das Konzept spannende Ansätze und Möglichkeiten, mit dem Medium zu spielen?
Thema: Wie gut sind Motive und Ansätze in dem Konzept zu finden, die das Thema „Lovecraft“ vorgeben? Erkennt man ein Verständnis für den Mythos?
Unter Berücksichtigung dieser Punkte hat sich die Jury einstimmig für einen Gewinner-Beitrag entschieden.
Die Geschichte spielt an einem abgelegenen Fjord in der Nähe der Hurtigruten. Der Protagonist ist ein reisender Maler, ein Einzelgänger. Er wird, je nachdem, wie man sich als Leser / User entscheidet auf einen älteren Schrecken in der Tiefe, auf Kultisten und degenerierte Bauern treffen.
Die Geschichte als solche ist spannend und gefüllt mit Bildern, Szenen und Motiven, die man als eine Liebeserklärung an Lovecraft-Horror bezeichnen kann. Doch viel mehr wird hier eine Welt erzählt, die man schon allein beim Lesen des Konzepts, weiter erkunden möchte. Der Rahmen fühlt sich zwar groß an, doch in Wirklichkeit gibt es aus dem Fjord, dem feindlichen Niemandsland kein Entkommen.
Ein gelungener Spagat zwischen der gefühlten Freiheit einer offenen Spielwelt und den Begrenzungen, die sowohl Technik als auch die Bedrohung des Horrors diktieren.
Darum ist Der vergessene Fjord optimal für interaktives Storytelling geeignet und unser Gewinnerkonzept.