Luci van Org gibt sich die Ehre

Auch, wenn Luci van Org das “Mädchen”, das sie damals bei “Lucilectric” besungen hat, noch immer im Herzen trägt- mittlerweile ist “Mehrzweckentertainerin”, oder neudeutsch “Cross- Media- Künstlerin”, sicher die treffendere Bezeichnung für die quirlige, heute 44- jährige Berlinerin. Denn sie singt, sie schreibt, die komponiert, und wenn sie Lust hat, illustriert sie sogar – es war also nur eine Frage der Zeit, bis Luci van Org dias crossmedia-Flaggschiff-Festival Dragon Days besucht und 2016 einen Einblick in Ihre Literatur gibt.

In ‚Frau Hölle‘, zum Beispiel, klärt uns van Org darüber auf, dass der Eingang zur Hölle direkt bei Berlin liegt. Die germanische Totengöttin Hel, heute im Vorörtchen besser bekannt als Frau Holle, lebt zurückgezogen mit ihren Götterkollegen, bis eine blutrünstige Mordserie ausbricht und schwere Geschütze fordert. Was eignet sich besser als Sex, Drugs und Rock‘n’Roll um das eingeschlafene Dorf zu retten? In ‚Schneewittchen und die Kunst des Tötens‘ fesselt eine wunderhübsche junge Damen ihren Jäger auf ganz besondere Weise – das BDSM- affine Pärchen führt durch eine Geschichte, die zeigt was passiert wenn Märchen auf Youporn treffen. Van Orgs Vorliebe für Mythen, Sagen und Märchen finden auch in ihrem ‚Hausbuch der Nordischen Sagen‘ Entfaltung, welches 2017 erscheint. Das Multitalent hat das Buch nicht nur geschrieben, sondern auch illustriert, und wird dem Dragon Days Publikum einen Vorgeschmack auf dieses Meisterwerk geben.

Dabei kann man schon versprechen, dass es ganz sicher keine normale Lesung wird, wenn Luci van Org ihren Charakteren mithilfe ihrer 3-Oktaven-Sängerinnenröhre Leben einhaucht. Eher eine rasante Achterbahnfahrt zwischen Lachtränen, spannungsgeladenem Knistern und Rührungs- Kloß im Hals, garantierter Zwerchfellmuskelkater zum Mit- Nach- Hause- Nehmen inklusive. Dass Luci aber nicht nur liest, sondern das Gelesene auch noch üppig mit Unplugged- Songs aus mittlerweile über einem Vierteljahrhundert Bühnendasein garniert, ist für die Vollblutmusikerin natürlich Ehrensache.