Habt Ihr ihn erkannt? Vermutlich. Der Herr mit der Kettensäge ist eben nicht der überenthusiastische Gartengestalter von nebenan, sondern eine Figur kollektiver Albträume: Leatherface aus dem Horrorfilmklassiker “Texas Chainsaw Massacre” steht – unter anderem – für das, was in einer vermeintlich progressiven Gesellschaft an mörderisch Rückständigem im Hinterland gärt und wütet und regiert. Ein sehr, sehr aktuelles Team, nicht nur für die USA.
Horrorfilme, da kann es gar keinen Zweifel geben, haben im 20. und 21. Jahrhundert unser Weltbild mit geprägt. Weshalb wir zum Auftakt des Stuttgarter Fantastikfestivals Dragon Days am 22. Oktober genau darüber sprechen möchten. Mit schreibenden Menschen, die vielleicht genauer als andere reflektiert haben, wie Horrorfilme sie nicht nur gegruselt, sondern geformt haben. Mit dabei sind die vielseitige Autorin Regine Bott, die als Kris Brynn SF-Romane veröffentlicht, und der in Berlin lebende spanische Horrorautor Jesús Cañadas. Und Ihr hoffentlich auch, denn jede(r) von uns hat wohl eine eigene Schreck- und Prägungsgeschichte rund um Horrorfilme zu erzählen. Wir zahlen nicht umsonst für ein Saalmikrofon!
Allerdings wollen wir nicht nur zurückblicken, sondern auch darüber sprechen, ob und welche Horrorbilder ganz aktuell die Welt spannend spiegeln. Oder ob die Realität der Fantasie uneinholbar davongelaufen ist. Das Ganze veranstalten wir und die Stadtbibliothek erstmals zusammen mit dem Fantasy Filmfest. Mal sehen, was daraus in den kommenden Jahren noch wird. Irgendwie sind wir nämlich alle hoffnungsvoll, dass Fantasy, Horrorfilme und SF doch noch gebraucht werden. Auch wenn Leatherface angesichts einer Welt real Durchdrehender mehr nach Nachrichtenclip als nach Horrorvision aussieht.