Irische Sagas: Endlich raus aus dem Schatten der Artus-Sage!

Zoe Winter

Was wäre die Fantasy ohne die Elfen, Tolkiens Elben mit eingerechnet – Elfen in mal edler, mal verschlagener, mal brutaler Variante? Diese Leerstelle kann man sich gar nicht groß genug vorstellen. Und so fühlen sich Fantasy-LeserInnen denn auch in einem Teil der irischen Sagenwelt sofort heimisch – dort, wo es um die Parallelwelt der Elfen geht, die in Irland viele Berührstellen zum Menschenreich hat. Auf der grünen Insel sind es nicht die tiefen Wälder, sondern die vielen Hügel, in deren Innerem sich das Elfenreich erstreckt. Der Kontakt damit ist nicht immer ratsam für die Menschen.

Aber die irische Sagenwelt geht über diese Elfenumtriebe weit hinaus, dafür möchten wir Euch und uns jetzt mal die Augen öffnen: Der Nordist Mathias Egeler hat ganz frisch aus dem Gälischen mittelalterliche Sagas übersetzt, die ihren Anfang zwar in den Elfenhügeln nehmen – die dann aber überspringen in die Menschenwelt. Was der sogenannte „Ulster“-Zyklus darüber erzählt, das ist ein so episches Kriegsgeschehen, ein so erbarmungsloses  Aufeinandertreffen überlebensgroßer Recken in von Magie durchzogenen Schlachten wie der Trojanische Krieg in der „Ilias“.

Dass das Kernstück dieser epochalen Auseinandersetzung „Der Rinderraub von Cúailnge“ heißt, dürfte mit dafür verantwortlich sein, dass diese Geschichten hierzulande unbekannt geblieben sind: Was soll schon groß dran sein an einem banalen Viehdiebstahl? Kapitale Fehleinschätzung.

In der Rivalität zwischen England und Irland haben sich die Engländer auch auf dem Bereich des Fantasy-Humus durchgesetzt. Jede(r) Fantasybegeisterte kennt zumindest Namen, Figuren und Fetzchen aus der Artus-Sage. Cú Chulainn dagegen, der größte und schrecklichste Held des Ulster-Zyklus, hätte vermutlich angeboten, Artus, Merlin und die Jungs von der Tafelrunde ohne Serviette zum Frühstück wegzuputzen. Mathias Egeler stellt uns im Linden-Museum Cú Chulainn und den Ulster-Zyklus vor, Zoe Winter musiziert auf der keltischen Harfe – wer sich diese Horizonterweiterung in Sachen Fantasy-Grundlagen entgehen lässt oder als Irland-Freund diese Chance zum besseren Kennenlernen der Kultur verpasst, den/die tauschen wir ohne Reue beim Gelichtervolk gegen ein paar Alraunenmännlein ein. Also kommt lieber vorbei.

So, 29.10. | 19.30 Uhr | Linden-Museum.
mit Matthias Egeler, Zoe Winter und Thomas Klingenmaier
Lesung, Gespräch und Konzert

Eintritt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro
Kartenreservierung: anmeldung@lindenmuseum.de | Tel. 0711.2022-444

In Zusammenarbeit mit dem Linden-Museum Stuttgart