Stargast Charlie Adlard und echte Zombies in Stuttgart: Halloween mit den Dragon Days

Es ist Mittwoch, seit gestern Nachmittag ist das Dragon Days Festival 2016 beendet, und in jedem Chat und Gespräch des Festivalteams geht es nur um eins: Charlie Adlard, Charlie Adlard, Charlie Adlard! Nach dem perfekten Gentleman Alan Lee und the nicest guy on earth, Craig Thompson, hatten die Dragon Days im Jahre 2016 die Ehre, einen sympathischen, gut gelaunten, und extrem witzigen Charlie Adlard kennenzulernen, seines Zeichens Zeichner von the Walking Dead. Man sollte meinen, mitverantwortlich für die erfolgreichste Comicserie der Gegenwart zu sein, könnte ein paar Starallüren mitbringen… keine Spur davon bei Mr. Adlard. Wir staunen.

Von der wunderschönen Toskana und dem riesigen Lucca Comics and Games Festival reist Charlie am Tag aller Tage nach Stuttgart auf die Dragon Days – das allein brachte das Orgateam schon zum Schlucken. Wir sind ja ein supercooles Festival – aber nach dem Spektakel von Lucca? An Halloween? Doch Charlie fegt alles mit einem „Did you already sell any tickets? I’m always afraid no one will show up at my gigs” fort. Genauso schnell wie uns, hat er das Publikum im Metropolkino innerhalb von 5 Minuten um den Finger gewickelt. Während Julie Böhm, die mehrfachprämierte Bodypaintingweltmeisterin und Vollblutkünstlerin konzentriert an ihrem ersten Model arbeitet und es Schritt für Schritt zu einem wunderschönen Drachen macht, plaudern Moderator Björn Springorum und Charlie munter und ungezwungen. Die Kamera schaltet hin und her zwischen Julies Fabelwesen und Charlies Zombieskizze auf der Kinoleinwand, beides unfassbar schnell entstanden, während Charlie den berühmt-berüchtigten britischen Humor auspackt. Er ist nämlich definitiv nicht besessen vom Düsteren und das Zombiezeichnen seit mehr als 10 Jahren hat ihn auch nicht sonderlich verändert: „I don’t work from ten pm to 6 am and then go lying in my coffin. I like daylight!“ Trotzdem zeichnet er pfeilschnell Zombies, einen Psychopathen, und einen Charakter, der gaaanz tiefe Wunden in den Seelen der Walking Dead Fans aufreißt.

Julie Böhm ist derweil mit dem Thermoplast fertig, und holt das nächste Model auf die Bühne. Hier entsteht nun also ein tatsächlicher Zombie, und mit sicheren Handgriffen und künstlerischem Geschick macht sie sich daran, ihm ein Horrorgebiss aufzukleben und das Ganze mit den verschiedensten Materialien zu dem gruseligsten Horroroutfit des diesjährigen Halloweens zu ‚verschönern‘. Charlie hat sich derweil in die Mitte der Bühne gesetzt und stellt sich den Fragen des Publikums. Er redet über Musik, Comics, die Serie, seinen Arbeitsprozess. Ab und an dreht er sich um und kommentiert Julies Zombie: „Oh my God, the last time I peeked he looked like he was preparing to shave!” Während er redete, hatte Julie dem Model weißes Material um den Mund geschmiert, es trocknen lassen, und dann aufgerissen und angemalt, so dass es aussieht als würde dem Zombie nun die Haut von der unteren Gesichtshälfte hängen und die grausigen Zähne präsentieren. „Can that happen with just a razor? How sharp was it?“ Sogar die konzentrierte Julie lacht – das einzige Mal übrigens, dass die Hände der erfahrenen Künstlerin zittern.

Zombieboy steht schließlich auf und schleicht grunzend durch den Raum, während die Fans sich anstellen um ein Autogramm von Charlie zu bekommen. Spontan entbrennt eine Auktion um zwei der Zeichnungen, deren Ertrag zum guten Zweck gespendet wird. Im Hintergrund rennen zwei Teenager vor Julies Zombie weg, ein dritter filmt lachend. Ein perfektes Halloween.

  • geschrieben von Dominique