Donnerstag

Nach der langen und mit unzähligen Staus gesegneten Autofahrt nach Stuttgart sind wir schon nachmittags vor dem Literaturhaus angekommen. Ich hatte für den Tag zwei Interviewtermine, einen mit Tad Williams und einem Workshop Teilnehmer, den anderen mit Klaus Marschall, dem Leiter der Augsburger Puppenkiste. Wir hatten unser Equipment schnell aufgebaut und genehmigten uns draußen noch eine Zigarette. Als wir da so standen und rauchten tauchte vor dem Eingang des Literaturhauses ein mir, aus meinen Recherchen wohlbekanntes, Gesicht auf. Tad Williams. Ich rede gerne vor den Interviews ein paar Minuten mit den zu befragenden und so sprach ich ihn an. Wir setzten uns, rauchten ein, zwei Zigaretten und redeten über seinen Transmedia Workshop, über seinen Eindruck von den Dragon Days und über seine vier Hunde, die zu Hause auf ihn warten. Er ist logischerweise ein extrem interessanter und vor allem netter und offener Gesprächspartner, so dass ich mich mit ihm für Stunden hätte unterhalten können. Das Interview sollte also relativ easy und angenehm, aber bestimmt sehr spannend werden. Tobi kam irgendwann runter um mich für mein erstes Gespräch, mit einem der Workshop-Teilnehmer, abzuholen.

Marcel erzählte mir, wie sie im Workshop verschiedene Projekte und Ideen besprochen haben und dabei einiges von Mr. Williams lernen konnten. Schaut euch am besten einfach das Interview auf Youtube an.

Danach war Tad Williams himself dran. Ich sprach mit ihm über George R. R. Martin, seine eigenen Bücher und über den schwäbischen Lindwurm, den er letztes Jahr überreicht bekommen hatte. Wie erwartet verlief das Interview sehr entspannt und ich konnte ihm einige interessante Antworten entlocken, denke ich. Aber urteilt selbst und schaut euch das Interview auf dem Youtube Kanal an.

Zuletzt durfte ich noch mit dem diesjährigen Preisträger des schwäbischen Lindwurm, Klaus Marschall, dem Inhaber der Augsburger Puppenkiste und seit vielen Jahren Originalstimme des Kaspers sprechen. Während wir uns unterhielten, kamen mir eine Menge Erinnerungen an die ganzen Filme der Puppenkiste, die ich in meiner Kindheit gesehen hatte, hoch. Er erzählte mir von einer sehr erfolgreichen Aufführung in Japan und der Produktion des Films Monty Spinneratz, der komplett in New York gedreht wurde. Und zum Schluss packte er sogar die originale Kasperpuppe aus und schlüpfte sofort in seine Rolle. Man spürt sofort wie Ernst es ihm ist. Er redet mit der Puppe als wäre sie ein lebendiges Wesen und als er mit seiner Nummer fertig ist, legt er sie wieder behutsam wieder in den Koffer. Verständlich, dass man nach so vielen Jahren eine Beziehung zu den Figuren und Charakteren aufbaut, welche die Puppen verkörpern.

Zum Abschluss des Abends stand natürlich noch die Preisverleihung auf dem Programm. Die Begrüßungsrede hielt Stefanie Stegmann, die Leiterin des Literaturhauses Stuttgart. Sie erklärte kurz den Ablauf und stellte den Preis im groben vor. Für die Details rief sie dann den Kurator des Festivals, Tobias Wengert, zum Podium und er erzählte über die Entstehungsgeschichte der Dragon Days und des schwäbischen Lindwurms. Er stellte auch die einzelnen Programmpunkte der nächsten Tage genau vor, dass man sich einen guten Überblick über das Angebot machen konnte. Für mich war der interessanteste Teil der, als er erklärte, warum er die Dragon Days ins Leben gerufen hatte. Als Beispiel führte er die ersten Dragon Days an, die sich Rund um die Verfilmung des Hobbits drehten. Er hatte Andreas Fröhlich, den deutschen Sprecher von Gollum eingeladen, der aus dem Hobbit las und ein Filmteam, dass die Motion Capture Technik, mit der Gollum entstanden ist, vorstellte. Es ist sehr spannend zu sehen wie Fantastik Literatur seinen Weg in die verschiedensten Medien findet.  Als Tobi mit seiner Rede fertig war bat er Eva Röder, eine Journalistin vom SWR und Klaus Marschall auf die Bühne. Sie unterhielten sich über die Entstehung der Augsburger Puppenkiste, die sich seit Gründung in Familienbesitz befindet. Bevor der Preis dann an Herrn Marschall überreicht wurde, hielt Thomas Klingenmaier, Journalist der Stuttgarter Zeitung und langjähriger Fan der Puppenkiste. Er hielt eine bewegende Rede über die Wichtigkeit des Puppentheaters und wie lehrreich und phantasiefördernd die Geschichten der Augsburger Puppenkiste doch sind. Die Rede war wirklich brillant geschrieben und vorgetragen und man konnte nicht anders, als Herrn Klingenmaier in allen Punkten zu zustimmen. Der letzte Programmpunkt war eine Lesung aus dem Buch zu Jim Knopf, die den Abend dann beendete.