Interview mit Christian von Aster

Letztes Jahr hast Du über Visionbakery.com das Produktionsbudget für Deinen neuen Kurzfilm "Der Schlimmste aller Trolle" gecrowdfunded. Wie bist Du auf die Idee gekommen und was hältst Du vom Konzept des Crowfunding?

Um dieser schwindelerregenden Fragestellung gerecht zu werden, will ich mich im Gegensatz zu sonst um eine ehrliche Antwort bemühen. Was den ersten Teil angeht, sieht man sich als schöpferisch tätiger Mensch bisweilen mit Projekten konfrontiert, die die eigenen Kapazitäten, meist in monetären Belangen, übersteigen. Will man sich dann nicht in Entsagung üben, muss man eine Bank überfallen, sich prostituieren oder Crowdfunding betreiben. Einige Zeit lagen Bank und Crowdfunding gleichauf. Dann habe ich mich für zweiteres entschieden. Vor allem, da es im Gegensatz zu anderen Finanzuierungsmethoden eine interessante Komponente beinhaltet: es macht den Verbraucher mündig, in dem es ihm die freie Wahl lässt, etwaige Projekte zu unterstützen.

 

Kannst Du Dir vorstellen weitere Projekte durch diese Methode zu finanzieren?

Auf jeden Fall. Unsere Unterstützer haben berauschende Prämien erhalten, wir haben eine hübsche DVD produziert und innerhalb zweier Wochenenden einen 35minütigen Film geschaffen. Alle Ziele wurden erreicht, zahlreiche Mißverständnisse im Bezug auf Trolle ausgeräumt und die Welt so weit zu einem besseren Ort gemacht, das derlei definitiv wiederholenswert ist. Ganz zu schweigen von all den famosen Leuten, mit denen wir arbeiten durften. Andererseits sollte man aufpassen, derlei nicht zu inflationieren. Ständig Dinge mit anderer Leute Geld realisieren wollen ist nicht unbedingt sexy. Darum braucht es schlussendlich das richtige Projekt, die richtigen Leute sowie ein gerüttelt Maß an Motivation und dann wecke ich den Crowdfundingunhold mit Freuden ein weiteres Mal.

 

Wie lief die Produktion des Films ab und wie sah Deine Aufgabe dabei aus?

Diese Frage ist nun aber wirklich verwegen. Mit der Beantwortung des ersten Teils ließe sich ein Buch füllen. Ich werde mich auf ein paar Adjektive beschränken um die Seitenzahl dieser Publikation nicht unnötig zu stimulieren und auch noch dem zweiten Teil genüge tun zu können:

die Produktion verlief ausserordentlich professionell, abenteuerlich, emotional und intensiv. Bisweilen anarchisch, nicht selten verblüffend, durchaus nicht unchaotisch aber schlussendlich vor allem effektiv. Was beim Pendeln zwischen Burgen, Friedhöfen und Mittelalterdörfern nicht immer leicht ist. Ich durfte derweil die Produktion leiten, Regie führen, ab und zu ein wenig herumschreien, meinen Kameraleuten den Kaffee wegtrinken und mit dem Kern des Teams von morgens um acht bis nachts um zwei in der Wunderwelt der Trolle weilen um dem Endverbraucher einige möglichst realistische Einblicke zu ermöglichen.

 

Wieso hast Du unter all Deinen Werken ausgerechnet die Geschichte "Der schlimmste aller Trolle" ausgesucht, um sie zu verfilmen?

Zum einen weil ich genau diese aufgrund ihres aktuellen Subtextes verfilmen wollte, zum anderen weil sie vielen Menschen die ich kenne die Möglichkeit bot sich mit Maske, Kostüm und Ausstattung auszutoben und zuletzt auch weil die meisten anderen Stoffe die mich von mir interessiert hätten selbst mit Crowdfunding nicht zu finanzieren gewesen.

Oder auch um es mit Sir Edmund Hillary zu sagen: "Weil sie da war."

 

Du hast bisher fast ausschließlich an Kurzfilmen gearbeitet, kannst Du Dir vorstellen auch mal einen Film in Spielfilmlänge zu drehen, oder gibt es da vielleicht sogar schon Pläne?

Da Filme für mich vor allem eine Art Hobby sind, in dessen Rahmen ich experimentieren, meinem Spieltrieb frönen und mir keine Gedanken über eine lohnende finanzielle Verwertbarkeit machen muss, ist es unwahrscheinlich, dass ich derlei in dieser Form einmal wage. Wobei ich jedoch als Drehbuchautor gegenwärtig an einem Projekt sitze, das außerordentlich bedeutsam, unterhaltsam, zauberhaft und außergewöhnlich zu werden verspricht. Man sieht, ich bin bemüht ich interessant zu machen, um nächstes Jahr an dieser Stelle vielleicht noch etwas mehr erzählen zu können.

 

Du hast bisher unzählige Bücher und Texte geschrieben und die meisten sind dem Fantasy oder Science-Fiction Genre zu zuordnen. Was reizt Dich am meisten an der fantastischen Literatur?

Diese Frage gedenke ich an dieser Stelle mit einem klaren Ja zu beantworten. Sinniere daraufhin noch kurz über die Sinnfälligkeit dieser Antwort und unterstreiche sie hernach mit einem Nicken, das derart bestimmt scheint, dass man das Gefühl bekommt diese Frage wäre damit tatsächlich beantwortet worden.

 

Wenn Du anfängst zu schreiben, weißt Du dann schon, was daraus am Ende werden soll, oder entscheidet sich erst im Schreibprozess, ob Du gerade an einem Roman, einer Kurzgeschichte, oder einem Drehbuch arbeitest?

Ob auch diese Frage sich weit besser mit einem deutlichen 'Ja' hätte beantworten lassen als die vorangegangene, möchte ich es doch noch einmal etwas ausschweifender versuchen: und zwar mit einem wohltemperierten 'Meistens eigentlich irgendwie schon'. Ein Roman ist dabei während des kreativen Zeugungsprozesses am ehesten zu ahnen. Den muss man im Gegensatz zu kürzen Dingen ja auch eine Zeit lang durchfüttern, weshalb es klüger ist sich darauf einstellen zu können. Die kürzeren Textifizierungen dürfen sich während der Entstehung eher noch ein wenig hin- und herentwickeln. Wobei ich generell davon ausgehe, dass eine bestimmte Geschichte schlussendlich eine bestimmte Form anstrebt, die zu bestimmen nicht unbedingt ihrem Verfasser gegeben ist.

 

Hast Du Favoriten unter Deinen eigenen Werken, oder liebst Du "alle Kinder" gleichermaßen?

Die meisten sind zu verschieden. Ich habe hässliche aber blitzgescheite und hübsche aber bretzelblöde verfasst. Diese für die Bühne, jene für den Leser und andere für die Schublade. Manche habe ich einschläfern müssen, andere künstlich am Leben erhalten. Am meisten liebe ich vermutlich immer die Geschichten, die ich noch schreiben will. Wobei mich eher die Frage interessieren würde, ob jene die ich schrieb mir im Nachhinein noch zugetan sind...

 

Christian von Aster @ Dragon Days 2014
6. Juni 2014 | 16 Uhr |  Literaturhaus Stuttgart, Großer Saal
DICHTERGRIMM mit Christian von Aster
+ Kurzfilm DER SCHLIMMSTE ALLER TROLLE
+ Christian von Aster liest DER THRON VON MELENGAR von Michael J. Sullivan

Ticket für Christian von Aster