Interview mit Sebastian Weiß (Bastian)

Wie bist Du Pantomime geworden?
Das war eigentlich ein Zufall und hing mit dem besten Beschluss zusammen, den ich gefasst habe. Ich habe mein Informatikstudium vorzeitig mit dem Satz beendet: Ich mache ab heute nur noch Dinge, die mir wirklich Spaß machen. Somit begann ich mit Jongalge und besuchte einen Pantomimekurs. 3 Monate später stand die Entscheidung: Ich werde Pantomime!

Mit meinem Lehrer "Yanci" arbeite ich über 3 Jahre intensiv zusammen und tourte mit ihm durch die Welt, bis ich auf einer Artistenschule in Berlin meinen heutigen Bühnenpartner "PAN" traf. Wir blickten uns in die Augen und wussten, dass wir einen gemeinsamen Weg gehen werden. Dies ist jetzt über 20 Jahre her und viele gemeinsame Shows liegen hinter uns.

Was waren Deine größten Auftritte bisher?
Das ist schwer zu sagen, denn alle waren sehr unterschiedlich und die Größe ist mir nicht wirklich wichtig. Oft sind es die kleinen feinen Momente, welche bei den Zuschauern und mir und die Glücksmomente auslösen.

Definitiv die meisten Zuschauer hatte ich während der Zeit bei der Expo in Hannover. Dort war ich bei der offiziellen Abendveranstaltung engagiert und wir hatten zwischen 15 und 30 tausend Zuschauer pro Show. Diese Menge an Zuschauern ist in jedem Fall eine sensationelle Erfahrung. Wenn die Massen jubeln, die LaOla-Welle kreist, läuft einem gelegentlich ein Schauer den Rücken runter.

Wie hat sich die Kunstform der Pantomime verändert?
Pantomime ist inzwischen eine aus der Mode gekommene Kunstform und eher unbekannt. Wenn man Menschen fragt, was sie unter Pantomime verstehen, bekommt man sehr unterschiedliche Antworten. Häufig werden Darstellungen von Statuen, welche man aus den Fußgängerzonen kennt, genannt. Diese Form empfinde ich nicht als Pantomime, es ist eine eigene Form, auch wenn diese ebenfalls nonverbal ist.

Während früher Pantomime vor allem als Theaterform existierte und Geschichten auf der Bühne erzählt wurden, gibt es heute ganz andere Formen der Darstellung, welche nicht zwanghaft mit der Bühne verbunden sind, zum Beispiel der Walk-Act. Ein Walk-Act ist eine Aktion inmitten der Zuschauer und kann interaktiv oder rein darstellend sein. Es kann musikalisch, verbal oder nonverbal sein. Aber immer steht die Geschichte im Vordergrund.

Ich trete mit meinem Partner PAN sehr oft in einem Walk-Act auf und wir unterhalten uns nonverbal mit unseren Zuschauern.

Mir sind sehr wenig Pantomimen bekannt, welche heutzutage noch ansatzweise Theaterhäuser füllen, wie es Marcel Marceau bis zu seinem Tode noch gelungen ist.

Was war die bisher schwerste Rolle, die Du als Pantomime darstellen musstest?
Häufig werden wir für Shows bei Messen gebucht und sollen dort sehr sachliche Themen oder Produkte darstellen. Diese wenig emotionalen Produkte der Hersteller benötigen eine starke Emotionalisierung! Den geschickten und passenden Zusammenhang herzustellen, ist stets eine kleine Herausforderung und ein großer Unterschied zu der direkten Improvisation mit den Zuschauern.

Bei den Dragon Days wirst Du mit Deinem Partner PAN die Roboter-Gesetze von Isaac Asimov darstellen. Wie bereitest Du Dich darauf vor? Worin besteht die Herausforderung?
Die Darstellung der Roboter-Gesetze ist eine spannende Herausforderung, welche zu Beginn gedanklicher Natur ist. Wir starten mit der Suche nach der passenden Idee, welche den Grundstein für die weitere Entwicklung legt. Die Idee muss nun mit Leben gefüllt werden und dies geschieht zunächst in der Improvisation und der Auswahl geeigneter Musik, bis daraus eine festgelegte Szene entsteht.

Diese Show wird eigens für das Festival erarbeitet und somit nur ein einziges Mal aufgeführt.

 

Bastian @ Dragon Days 2014
6. Juni 2014 | 19 Uhr | Literaturhaus Stuttgart, Großer Saal
Pantomimen: Asimovs Robotergesetze dargestellt von Bastian & PAN

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