Interview mit Erik Kriek

Wie bist Du auf die Idee gekommen, Geschichten von H.P. Lovecraft grafisch umzusetzen?
Lovecraft ist eine alte Liebe, die mich schon lange begleitet. Ich habe immer den Wunsch gehabt, mich mal mit seinem Werk zu beschäftigen. Die Geschichte „Der Außenseiter“, die Teil von „Vom Jenseits“ ist, habe ich schon vor acht Jahren gezeichnet. Sie ist ursprünglich für eine niederländische Horrorcomic-Anthologie entstanden, die aber nie erschienen ist. Mein Verleger schlug mir daraufhin vor, dass ich doch eine eigene Geschichtensammlung mit Lovecraft-Storys machen solle. Dann war es nur noch eine Frage von Zeit und Geld, bis die einzelnen Geschichten zusammenkamen.

Was war Dein Einstiegspunkt in die Welt von H.P. Lovecraft?
Ich war früher ein begeisterter Rollenspieler und bin irgendwann auf „Call of Cthulhu“ gestoßen. Das Spiel hatte mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Es war so düster und grausam, viel interessanter als das Power-Roleplaying, wie man es u.a. von „Dungens & Dragons“ kennt. Vom Rollenspiel war es nur ein kurzer Abstecher zu Lovecrafts Originalgeschichten. Ich habe sie nach und nach verschlungen und bin in seiner Welt eingetaucht.

Wie lange hast Du an "Vom Jenseits und andere Erzählungen" gearbeitet?
So drei Jahre, denke ich, aber nicht full time.

Welche Geschichte von Lovecraft gefällt Dir persönlich am besten und warum?
“Berge des Wahnsinns” gehört eindeutig zu meinen Lieblingserzählungen von Lovecraft. Der Roman hat eine irrsinnig dichte Atmosphäre. “Schatten über Innsmouth” ist auch sehr gut. Von literarischen Gesichtspunkten aus, ist es sicherlich seine beste Arbeit.

Von welchen Zeichnern hast Du Dich bei der Umsetzung der Lovecraft Geschichten inspirieren lassen?
Diese Frage zu beantworten, fällt mir nicht leicht. Ich lese privat eher selten Comics und wenn ich gerade an einem Buchprojekt arbeite, dann gar keine. Das hat zwei Gründe. Ich finde es in der Regel ein wenig frustrierend, andere Illustratoren zu studieren, während ich selber zeichne. Meistens sind sie viel besser und ich habe dann gleich keine Lust, überhaupt weiter zu machen. Und zweitens, für mich ist Comiczeichnen jedes Mal wie eine Entdeckungsreise. Wenn ich andere Comics lese, habe ich immer die Befürchtung, dass ich mich zu sehr von meinem Weg ablenken lasse. Für dieses bestimmte Buchprojekt standen aber schon einige Zeichner Pate, z.B. Wallace Wood und all die anderen EC-Comics-Zeichner der 1950er Jahre. Wenn man mich fragt, sind das die besten Comics, die je gezeichnet wurden.

Warum hast Du den Comic schwarzweiß gezeichnet und nicht farbig?
Ich habe in „Vom Jenseits“ so viel Tusche benutzt, dass Farbe da nicht mehr viel ausgemacht hätte. Und ich wollte, dass das Buch etwas von alten Matinee-Kinovorführungen hat. So, als hätte es noch zu Lovecrafts Lebzeit erschienen sein können.

Trotz des ernsten Themas baust Du auch humorvolle Dinge in Deinen Lovecraft-Comic ein, wie beispielsweise das Seitenzahlen-Daumenkino. Warum ist Dir das wichtig?
Natürlich. Ohne Humor geht's doch nicht! Sonst wird das alles schnell langweilig. Man sollte nie vergessen, dass es trotz allen Kultes vor allem Pulp und ganz großer Unsinn ist.

Gibt es noch andere Fantastik-Autoren, deren Geschichten Du gerne einmal grafisch Umsetzen würdest?
Vielleicht. Manche Leute haben mir Poe ans Herz gelegt. Aber ich selber fände Algernon Blackwood viel spannender. Er ist noch unbekannter als Lovecraft, in Holland allerdings kennt man Lovecraft kaum. Aber jetzt bin ich zunächst mit etwas anderem beschäftigt. Ich arbeite gerade an einer Comicgeschichten-Sammlung, für die ich alte Murder Ballads, also Country-Songs, als Comics umsetze. Es ist auch eine Art Horror, aber von der menschlichen Art.

Erik Kriek @ Dragon Days 2014
6. Juni 2014 | 20.30 Uhr | Museum am Löwentor
H.P. Lovecraft Veranstaltung

Tageskarte Freitag

 

7. Juni 2014 | 14 Uhr | Literaturhaus Stuttgart, Saal 1+2
Zombie-Zeichnerallee

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