Fantastik und Wir 2.0

Über den eigenen Tellerrand hinaus geschwommen...

Desiree und die Fantastik: 

Es war einmal ein Mädchen, das Fantasy nicht ausstehen konnte und dann eine Woche lang darüber recherchieren, berichten und sich in die Thematik einarbeiten musste. Gelernt habe ich in dieser Dragon Days Woche unglaublich viel. Das ist ja auch das Schöne am Journalismus: Ich kann beispielsweise in die Welt der Schönen und Reichen eintauchen, viel darüber erfahren – und danach auch wieder auftauchen und Luft holen, falls es mir in der Welt doch nicht so gut gefallen hat. Diese Woche musste ich eben ins Fantastik-Becken springen. Ich gebe zu, dass ich den einwöchigen Tauchgang schon sehr interessant und lehrreich fand. Besonders gefallen haben mir die „bunten Fische“ Visual Effects. Mit Effekten Dinge zu erzeugen, die real nicht möglich oder schlichtweg zu teuer wären, um somit eine Geschichte noch besser erzählen zu können – das ist ja ein bisschen wie bei dem Umgang mit Worten. Je detaillierter  und interessanter man als Journalist eine Geschichte erzählt, umso besser kann sich der Leser hineinversetzen und sich damit identifizieren und desto besser wird ihm die Story wahrscheinlich gefallen. Ich will ja schließlich auch wissen, welche Farbe der Bikini von Rihanna hatte und welchem Geschlecht das neue Royal-Baby angehört. 

Überrascht hat mich die Tatsache, dass ich hier in Stuttgart schon jahrelang unbewusst in einer Hochburg der Fantastik gelebt habe: Mit dem Klett-Cotta-Verlag, der Hobbit Presse, Comicmalern und -verlegern, der Filmakademie Ludwigsburg und der Hochschule der Medien mit ihren Visual-Effects-Experten… 

Nun noch zu den Stereotypen: Wirklich vielen Socken-in-Sandalen-Nerds bin ich nicht begegnet (da hat man im Spanien-Urlaub eine höhere Trefferquote). Dass die Fantastik-Fans aber teilweise schon in ihrer eigenen Welt leben (Stichwort Eskapismus) und sich angegriffen fühlen, wenn man als absoluter „Fantastik-Dummie“ einen Fachbegriff falsch ausspricht, das ist meiner Meinung nach eine unbestreitbare Tatsache.  

Fazit: Meine Reise zu den verschiedenen Elemente der Fantastik-Welt war außergewöhnlich und bot durchaus unterhaltsame, lehrreiche Tagesordnungspunkte, ich kann aber nicht leugnen, dass ich nicht auch ein bisschen froh war, als ich meine Tauchermaske abstreifen und auftauchen konnte. Dass ich es mir in Zukunft abends auf dem Sofa mit dem „Hobbit“ statt meinen Prominews bequem machen werde, bezweifle ich weiterhin. Trotzdem an dieser Stelle ein Dank an all meine Interviewpartner für die Einblicke in die facettenreiche und faszinierende Welt der Fantastik. 

Wiebke und die Fantastik: 

Die einwöchige Reise ist beendet: Hermine Granger ist Geschichte. Denn in dieser Woche habe ich gelernt, dass Fantastik viel mehr bedeutet, als ich eigentlich dachte. Fantastik, das sind nicht nur Dinge, die total irreal sind und in die man sich nicht hineinversetzen kann. Fantastik bedeutet eben auch, das Unmögliche möglich zu machen. Und das ist doch irgendwie mein Zeil. Anhand von Visual Effects wird nicht versucht, alles besonders fantastisch darzustellen, sondern das Fantastische für den Zuschauer real zu machen. 

Und irgendwie ist das in dieser Woche auch bei mir passiert: Die Fantastik ist für mich jetzt viel greifbarer. Fantastik, das ewig Abstrakte, kann ich plötzlich viel besser in Worte fassen. Und dazu brauche ich jetzt nicht mal mehr in die Rolle von Hermine Granger schlüpfen. Dafür musste ich einfach nur einige Interviews führen und mich auf die Reise einlassen. Die Reise zur Hochschule der Medien und dem Bereich Visual Effects hat mir gezeigt, wie vielfältig die Fantastik ist. Der Ausflug zu Thomas Klingenmaier, der mir gezeigt hat, dass Stuttgart ein wirklich fantastischer Ort ist. Das Gespräch mit Sandra Steinhauer von Osiander, bei dem ich gelernt habe, dass Fantasy-Bücher der Schlüssel zur eigenen Fantasie sein können. 

Ich mag Reisen: Man lernt Orte kennen, die man sich vorher nur ausgemalt hat. Von denen man vielleicht etwas im Internet gelesen oder sich vorher schon mal Fotos angeguckt hat. So war es auch bei der Fantastik: Ich habe davon gehört, aber konnte nie wirklich etwas damit anfangen. Jetzt habe ich sie besser kennengelernt und kann sagen: So übel ist es doch gar nicht. Eigentlich sogar ziemlich fantastisch. Mein Freund sagt immer (wenn er mal wieder vorschlägt einen Fantasy-Film zu schauen): „Sollen wir den gucken? Ach nee, das ist ja nicht so deins.“ Und bisher war meine Antwort immer: „Egal. Ich habe mir wegen dir schon so viele Filme angesehen, die ich sonst niemals in meinem Leben gucken würde.“ Wahrscheinlich werde ich das beim nächsten Mal nicht mehr sagen, sondern stattdessen antworten: „Doch, das ist meins. Denn ich wohne in Stuttgart und ich will meine eigene Fantasie anregen. Außerdem interessiert mich brennend, welche Effekte eingesetzt wurden, um das Ganze realistischer zu machen.“ So ist das mit den Reisen – sie haben ihre Folgen. Und in diesem Fall eben fantastische. 

Désirée Fehringer & Wiebke Wetschera