„Orks sind manchmal die besseren Menschen“

Seine Familie dürfte es nicht gewundert haben, dass der in Kempten lebende Peinkofer einmal als Fantasy-Autor sein Geld verdienen würde. Er wollte schon immer Geschichten erzählen. Seine Heldenfigur aus Kindertagen sei Robin Hood gewesen. „Ich habe bereits in der dritten Klasse angefangen in meine Hefte alles Mögliche zu kritzeln, nur nicht das, was ich sollte“, sagt Peinkofer und lacht.


Für Orks empfand er zunächst nur Mitleid. Ihre Darstellung sei ihnen speziell bei Tolkien nicht gerecht geworden. Allgemein waren ihm Tolkiens Orks zu eindimensional. Er wolle ihnen mehr Tiefe geben und zeigen, dass sie ein soziales Leben hätten, auch wenn dieses sich stark von dem der Menschen unterscheide. „Ich wollte die wahre Geschichte der Orks erzählen. So, wie sie für mich wirklich sind", so Peinkofer. Also befreite er die Orks von ihrer Nebenrolle und machte sie zu den Hauptfiguren einer ganzen Saga.


Dabei sieht er die Welt der Orks als „einen wunderbaren Spiegel für die Welt der Menschen“. „Orks sind manchmal die besseren Menschen", sagt Peinkofer. So seien Orks beispielsweise aufgrund ihrer einfachen Natur nicht fähig, Intrigen zu spinnen und sehr ehrlich.


Es verwundert also nicht, dass Peinkofer seine Orks Balbok und Rammar an die beiden Darsteller von Dick und Doof, Stan Laurel und Oliver Hardy, anlehnte. Die Idee für die ungleichen Ork-Brüder sei ihm spontan gekommen. „Ich wollte etwas über Orks schreiben“, sagt Peinkofer. „Als ich überlegt habe, wie die Helden aus meiner Geschichte aussehen sollen, waren plötzlich die Brüder da.“ Sie hätten sofort in seiner Fantasie ein Eigenleben entwickelt und begonnen miteinander zu streiten. Dadurch habe sich die Ähnlichkeit zu dem amerikanischen Komiker-Duo herauskristallisiert. Zu den Ork-Brüdern, wie auch zu vielen seiner anderen Figuren, habe er eine sehr innige Beziehung. „Beim Schreiben ist es so, als treffe man alte Klassenkameraden“, erzählt Peinkofer. Daher sei das Ende eines Romans immer mit etwas Wehmut verbunden.


Die Inspiration für seine Geschichten findet Michael Peinkofer überall. Manchmal seien seine Figuren auch an reale Personen angelehnt. Dies sei laut Peinkofer bei vielen Schriftstellern so und beziehe sich sowohl auf Äußerlichkeiten als auch auf den Charakter. Seiner Meinung nach trifft es nicht immer Personen, die der jeweilige Autor besonders mag. „Die Dunkelziffer beispielsweise von Finanzbeamten, die in Romanen verwurstet wurden, ist bestimmt ziemlich hoch“, erzählt er. Wer es aus seinem Bekanntenkreis in seine eigene Romane geschafft hat, wollte der Kemptener nicht verraten.


Von Marcel Kuntz und Hannah Vogel