Star Wars Zeichner Ingo Römling kommt zu den Dragon Days

Interview mit Ingo Römling

Du bist der erste Star Wars Comiczeichner Deutschlands. Weshalb gab es bisher keinen? Was hast Du gemacht um Star Wars Zeichner zu werden?

Ich bekam letztes Jahr, etwa zwei oder drei Wochen nach dem Erlanger Comic Salon, von Panini die Anfrage, ob ich Lust hätte, Star Wars zu zeichnen. Ohne zu wissen, worum es genau geht, habe ich sofort "ja" gesagt. Im Gegensatz zum "Clone Wars" Magazin, das aus dem Ausland lizensiert und ins Deutsche übersetzt wurde, macht bei "Rebels" Panini Deutschland die gesamte Redaktion und koordiniert die Inhalte für den europäischen Raum. Das Magazin ist also "made in Germany". Im Zuge dessen hat Panini bei Lucasfilm angeklopft und vorgeschlagen, auch mal einen deutschen Zeichner ins Rennen zu schicken.
Lucasfilm war für alles offen, und ich bekam eine Testaufgabe, wie jeder andere Bewerber auch. Ich glaube, insgesamt wurden 5 Zeichner aus verschiedenen Ländern angefragt. Die Aufgabe bestand aus drei Character-Zeichnungen, also jeweils eine ausgearbeitete Pose plus ein paar Mimiken, plus einer frei gestaltbaren Comic-Seite. Die Comic-Seite kam sehr gut an. Bei zwei Charakteren musste ich dann nochmal ein bisschen nachfeilen, weil es hier und da im Detail noch nicht ganz hinhaute, aber nach dem Korrekturlauf bekam ich die Zusage und bin seitdem an Bord.
Warum es bisher keinen deutschen Zeichner für Star Wars gab, weiß ich nicht. Da könnte ich nur spekulieren.

Neben Dir zeichnet auch noch Bob Molesworth, der letztes Jahr bei den Dragon Days zu Gast war, an Star Wars Rebels. Wie teilt ihr euch die Arbeit auf?

Im Prinzip war es am Anfang so gedacht, dass wir uns mehr oder weniger abwechseln, er zeichnet eine Episode, dann ich, dann er, und so weiter. Die Abläufe sind aber nicht ganz so gut planbar, das Feedback von Lucasfilm braucht manchmal seine Zeit, also achten wir darauf, eher ein bisschen im Voraus zu produzieren, damit es später keinen Engpass gibt.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Martin Fisher, dem Autor der Serie? Welche Vorgaben bekommst Du? Wie viel eigene Kreativität kannst Du miteinfließen lassen?

Die Zusammenarbeit mit Martin klappt super, mehr kann ich da eigentlich nicht sagen. Eigentlich werde ich erst aktiv, wenn ein Skript von Lucasfilm freigegeben ist, dann beginne ich mit den Pencils. Das heisst erstmal, dass ich mich ziemlich genau dran halten muss. Allerdings ist das Skript ziemlich locker, ich habe da schon einige Freiheiten, da kann ich mich wirklich nicht beklagen. Martin und Panini sind auch immer offen für Vorschläge, etwa beim Seitenlayout oder bei Dingen, die für die Dramaturgie cool sind. Zum Beispiel gibt es in der nächsten Story eine Abschiedsszene. Ich habe da eine Umarmung eingebaut, die so nicht im Skript stand, die ich aber an der Stelle irgendwie passend fand. Solche Kleinigkeiten eben.

Welche Star Wars Charaktäre zeichnest Du besonders gerne und warum?

Ich mag Hera gern. Wenn sie nicht mit einem Jedi-Meister liiert wäre, hätte ich sie schon längst mal auf einen Kaffee eingeladen. Hehe.
Nein, ich fand die Twi'lek schon immer ziemlich cool, aber sie waren in den Filmen meistens auf winzige Nebenrollen reduziert. Ich fand es auch übel und ungerecht, als die Tänzerin in Jabbas Palast vom Rancor getötet wurde. Da habe ich mich natürlich gefreut, dass eine Twi'lek in "Rebels" eine Hauptrolle hat.
Und ich hoffe, dass ich mal die Gelegenheit bekomme, Ahsoka Tano in einer Episode zu zeichnen.

Bist Du selbst Star Wars Fan? Wie hast Du Star Wars kennen gelernt?

Ja, ich bin totaler Fan! Der erste Kontakt fand über eine kleine C3-PO Actionfigur statt. Ich war vielleicht 9 Jahre alt und sah - einen goldenen Roboter. Einen goldenen Roboter! Und er hatte so einen verdutzten Gesichtausdruck. Sagenhaft. Da wusste ich noch gar nicht, dass es da einen Film namens "Krieg Der Sterne" (so hieß es damals) gab. Als ich ihn dann über die Leinwand stolpern sah, dazu diese epischen Weltraum-Schlachten, das war der Hammer.

Vor Star Wars hast Du schon an anderen Comic-Projekten mitgearbeitet. Beispielsweise an der Zombie-Serie DIE TOTEN. Was hast Du dafür beigesteuert?


Die Toten, das startete 2010, glaube ich. Ein echt cooles Konzept. Umso toller, dass es auch noch ziemlich erfolgreich ist. Ich war eigentlich mehr oder weniger von Anfang an mit dabei und habe bisher drei Episoden und fünf Cover illustriert.

Ein weiteres Comic-Projekt von Dir ist MALCOM MAX. Wie ist das Projekt entstanden und worum geht es?

Das begann etwas später. Ich bekam eine Mail von Peter Mennigen, der auf der Suche nach Zeichnern war. Er war damals schon eine Weile Autor einer Hörspielreihe namens "Malcolm Max", die ich, ehrlich gesagt, gar nicht kannte. Er schickte mir ein Skript, weil er schon seit einiger Zeit an einer Comic-Adaption tüftelte. Darin ging es um einen Detektiv im viktorianischen London, der zusammen mit seiner Partnerin, einer Halbvampirin, einem mysteriösen Fall von Leichendiebstahl nachgeht. Das Ganze entpuppt sich dann natürlich als große finstere Verschwörung, in der ein verrückter Wissenschaftler mit überdimensionalen Maschinenmenschen versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Dazu jede Menge flotte Sprüche und Humor. Das hat mir sehr großen Spaß gemacht, und so wurde "Malcolm Max" mein erstes Album-Projekt.

Was zeichnest Du außer Comics sonst noch?

Zur Zeit zeichne ich wirklich hauptsächlich Comics und komme damit ganz gut über die Runden, was mich unglaublich glücklich macht. Ich hatte dieses Jahr aber auch ein paar tolle Aufträge von Universal, da habe ich für die Band FAUN einige Visuals entwickelt, das akuelle Album "Luna" gestaltet und auch am Bühnenbild mitgewirkt. Das ist nicht nur ein Konzert, sondern eine richtig pralle Show mit Artisten und jeder Menge Gastmusikern. FAUN sind gerade auf Tour unterwegs, ich werde mir die Show diesen Monat mal ansehen und bin schon sehr gespannt, denn bisher kenne ich das Bühnenbild in seiner Gesamtheit nur von Fotos.
Gestern war ich auf einem Konzert von TANZWUT, das letzte Album ist auch komplett von mir gestaltet. Großer Spaß!

Ingo Römling @ Dragon Days 2015

20. Juni | 16.00 Uhr | Osiander Gerber
20. Juni | 20.30 Uhr | Linden-Museum, Wanner-Saal