Interview mit Michael Peinkofer

Viele Deiner Romane spielen im Erdwelt-Universum. Was ist die Erdwelt? Ist die Bezeichnung eine Referenz an die Erdsee-Welt von Ursula K. Le Guin?  

Ich liebe den Erdsee-Zyklus zwar sehr, der zu meinen all time-favourites gehört, aber das war eigentlich nicht der Ursprung des Gedanken. Wollte für meinen Fantasy-Kosmos lediglich einen Namen, der einfach, plausibel und doch irgendwie archaisch klingt, da lag das einfach nahe - "Die Rückkehr der Orks" beginnt ja auch mit einem kurzen Abriss der verschiedenen Bezeichnungen von "Erdwelt" bei den unterschiedlichen Völkern. Aber ich gehe mal davon aus, dass der Gedankengang bei Ursula Le Guin in etwa derselbe gewesen sein dürfte, da schließt sich der Kreis :-)  

Deine beiden bekanntesten Geschöpfe sind die Orks Balbok und Ramar. Im Gegensatz zu den Orks bei Tolkien handelt es sich bei ihnen aber um eine humorvollere Ork-Variante. Warum wolltest Du Dich in diesem Punkt von Tolkien absetzen?  

Das war eigentlich gar nicht so sehr meine Absicht. Finde, dass Tolkiens Orks sich sehr unterscheiden - in "Die zwei Türme" begegnen wir sehr individuellen, verschrobenen und in ihrer Schlichtheit durchaus auch humorvollen Orks, während sie in "Die Rückkehr des Königs" zur anonymen Heeresmasse verschmelzen. Mein Ansatz war es, Tolkiens ursprüngliche Version der Orks einfach konsequent weiterzudenken - meiner Ansicht nach hätten sich die von ihm beschriebenen Orks von Sauron gar nie vor den Karren spannen lassen, dazu sind sie viel zu eigensinnig (und eigentlich auch zu dämlich). Das war mein Ausgangsgedanke - und dann kam noch dazu, dass ich in meiner Jugend wohl zuviele Filme mit Stan Laurel und Oliver Hardy gesehen habe ...  

Wie viel musstest Du über Orks recherchieren, bevor Du mit Deinen Ork-Romanen angefangen hast? Was waren die wichtigsten Quellen? Was musstest Du selbst erfinden?  

Wie gesagt, die beiden Hauptquellen, aus denen meine "Orks" - und damit meine ich jetzt die beiden Hauptfiguren - sich nähren, sind Tolkien sowie ein gewisses amerikanisches Komikerduo. Wer hätte gedacht, dass das so wunderbar zusammengeht? Aber natürlich spiele ich auch mit den Stereotypen, die es allgemein über Orks gibt, und es macht mir einen Riesenspaß, sie gegen den Strich zu bürsten.  

Peter Snejbjerg wird Deine Ork-Romane jetzt auch als Comic umsetzten. Wie ist die Zusammenarbeit mit Peter?  

Großartig! Peter ist nicht nur ein herausragender Zeichner mit einem im wahrsten Wortsinn phantastischen Strich, sondern hat auch viel Sinn für Humor. Er hat das Wesen der Ork-Saga - so wird die Comic-Serie übrigens heißen - sofort instinktiv erfasst und umgesetzt. Wir stehen in enger Verbindung und sprechen die Designs der einzelnen Figuren im Detail durch, und ich bin immer wieder überrascht, wie hervorragend Peter die Gratwanderung zwischen brachialer Action auf der einen und augenzwinkerndem Humor auf der anderen Seite hinkriegt. Das ist große Kunst, vor der ich nur den Hut ziehen kann - und natürlich ist es für mich als Autor schmeichelhaft, dass sich jemand wie Peter um "meine" Orks kümmert.  

Michael Peinkofer Romane bei www.osiander.de

Michael Peinkofer @ Dragon Days 2015
19. Juni | 20.00 Uhr | Museum am Löwentor