Transmedia und der Schwäbische Lindwurm

Zum Eröffnungstag der Dragon Days bin ich früh in Stuttgart angekommen, da ich, bevor es losgeht, noch ein Interview mit Joe Abercrombie führen wollte. Besagtes Interview wird hier in den kommenden Tagen zu finden sein, sobald es abgetippt und übersetzt wurde.
Joe Abercrombie ist nach Tad Williams und der Augsburger Puppenkisten der dritte, der mit dem Schwäbischen Lindwurm für außergewöhnliche Leistungen im Fantastik-Genre ausgezeichnet wird. Die Preisverleihung fand gestern Abend um 20 Uhr statt. Vorher allerdings ...

Vorher war ich noch auf einer Veranstaltung namens Everlab eingeladen, die von der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart, der Hochschule der Medien und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels ausgerichtet wurde. Es ging um „Transmedia Storytelling“, und verschiedene Verlagsvertreter und Professoren der Medienhochschule saßen im Publikum.
Was erst mal nach einem eher trockenen Thema klingt, überraschte direkt am Anfang mit großen Robotern und Explosionen, denn VFX-Supervisor Steffen Hacker stellte das große Projekt seiner Firma Unexpected vor: Der Film „Bot Wars“, bzw. den Trailer, der dazu bisher existiert.



„Bot Wars“ basiert auf dem gleichnamigen Buch von Autorin J.V. Kade und dient dem Ziel, in Deutschland endlich Phantastik-Filme zu machen, die mit Hollywood mithalten können. Steffen Hacker berichtete, wie er und sein Team mit einfachsten Mitteln und sehr wenig Geld einen Trailer geschaffen haben, der ziemlich beeindruckend aussieht. Darunter waren Anekdoten über israelische Söldner, die als Statisten ihre eigenen Waffen mitbrachten, und eine Fahrt durch die üblen Gegenden von Detroit, in denen einige Aufnahmen aus dem Auto heraus gemacht wurden, weil es nicht ratsam schien, sich nach draußen zu wagen.

Der zweite Sprecher war Felix Mertikat, der mit seinem Comic „Steam Noir“ bereits auf vergangenen Dragon Days zu Besuch war. Diesmal stellte er unter anderem seine extra fürs iPad entwickelte Grafic Novel „netwars“ vor, die unter anderem mit 3D-Panels aufwarten kann, in denen es versteckte Elemente zu entdecken gilt.
Er stellte außerdem die Theorie auf, dass der Kern des Transmedia Storrytelling nicht einfach nur bedeutet, eine Geschichte in verschiedenen Medien immer wieder zu erzählen. Stattdessen ist es viel wichtiger, eine Welt zu schaffen, in der viele verschiedene Geschichten spielen können, die dann in unterschiedlichen Medien erzählt werden. Große Beispiele stammen dabei allesamt aus der Phantastik, wie „Star Wars“ oder auch „Harry Potter“. Die Welt muss so vielfältig sein und die Menschen so sehr begeistern, dass sie größere Teile ihrer Zeit darin verbringen möchten, egal in welchem Medium.
Wenn das mal nicht einleuchtend klingt ...


Die Preisverleihung
Schließlich war es Zeit für die Preisverleihung. Steampunk-Enthusiast und Teilzeit-Autor Alex Jahnke übergab Joe Abercrombie den Schwäbischen Lindwurm in Form eines massiven Bronzedrachen.
Es folgten ein Gespräch zwischen Björn Springorum und Abercrombie und eine sehr unterhaltsame Lesung erst auf Englisch und dann auf Deutsch aus Abercrombies im Januar auf Deutsch erschienen Werks „Königsschwur“.
Im Anschluss durfte das Publikum Fragen stellen, die Abercrombie mit viel Witz beantwortete. So erfuhr man beispielsweise, dass der Autor das eigentliche Schreiben bei der Entstehung eines Romans am wenigsten mag, und dass er als Jungautor einmal den Rat bekommen hat, einen Schreibtag damit einzuleiten, etwas Ordentliches anzuziehen, auch wenn man von zu Hause arbeitet. Letzteres ist ein Rat, den er gerne weitergibt aber nach eigenen Angaben nie befolgt hat.

 

Von Andrea Bottlinger