STEAM NOIR REVOLUTION: Daniel Danzer im Interview

Passend zum aktuellen Crowdfunding des ersten STEAM NOIR Spiels, gibt es hier das Interview mit Spieleautor Daniel Danzer. In einer New Media Lecture wird Danzer bei den DRAGON DAYS zeigen, wie er STEAM NOIR REVOLUTION gemacht hat.



Was ist das besondere Erlebnis beim Spielen von Brett- und Kartenspielen, das bei Computerspielen nicht funktioniert?

Bei vielen Computerspielen fehlt die direkte Interaktion zwischen leibhaftig anwesenden Spielern. Das heißt, es wird nicht auf allen Ebenen kommuniziert. Tabletalk, Geselligkeit, "Pokerfaces" und dergleichen gehören für mich aber zum Spielerlebnis dazu.

Zum Zweiten fehlt die Haptik und Physik des Spielmaterials. Nur beim realen Spiel werden Karten selbst gemischt, kippen Bauelemente, üben Magnete ihre Wirkung aus. Zwei Würfel, die man zuerst in den Händen schüttelt und dann geräuschvoll auf den Tisch rollt, die vielleicht gegen etwas stoßen oder vom Tisch fallen, üben eine Faszination aus, die ein Programm, das per Klick ein "Würfelergebnis" anzeigt, nicht haben kann.


Warum hast Du ein Revolutionsspiel gemacht?

Das ganze Jahr 2011 war geprägt von diversen Revolten, Aufständen und Bürgerbewegungen überall auf der Welt. Mir war aufgefallen, wie sehr sich Untergruppen in solchen Bewegungen intern bekämpfen, auch wenn sie sich nach außen scheinbar geschlossen geben. Das finde ich ein spannendes gesellschaftliches Phänomen - und eine geeignete Gegebenheit für ein Spiel. Ich finde es immer spannend, wenn Situationen aus unserem widersprüchlichen Leben Eingang in ein Spiel finden. So gab es bereits in der Grundidee zu Steam Noir: Revolutiuon drei verschiedene Siegbedingungen, abhängig davon, ob die Revolution gelingt oder niedergeschlagen wird. Man kann sogar regulär gewinnen, obwohl man zwischenzeitlich als Verräter agiert hat. So etwas lässt sich vor dem Hintergrund einer Revolution sehr gut herausarbeiten.


Warum passt Steam Noir so gut zu Deiner Spieleidee?

Auf der Suche nach einer geeigneten Welt für eine spielerische Revolution schloss ich sowohl historische, als auch tagesaktuelle Revolutionen aus. Die Welt des Steampunk als im Umbruch befindliche fand ich da sehr passend, und die Atmosphäre von Felix' Comic ganz besonders. Durch den "Noir"-Anteil, also den Krimi-Plot mit deutlich gesellschaftskritischen Tönen, spielen Misstrauen, Verrat und Unsicherheit eine große Rolle. Als ich mit Felix einen der ersten Prototypen spielte, stimmte er mir sofort zu und stieg in das Projekt mit ein.


Was ist beim Spieleerfinden die größte Herausforderung?

Sämtliche Schritte bis auf die Ideenfindung sind gleichermaßen schwer. Ideen schwirren hunderte in meinem Kopf herum, das ist nicht das Problem. Aber daraus etwas zu machen, das spielbar ist, den Kern der Idee herauszuarbeiten, zu orchestrieren, auszubalancieren, etc., ist eine Sisyphos-Arbeit mit ständig neuen Problemen. Als "größte Herausforderung" würde ich daher die Dramaturgie des Gesamtprozesses betrachten. Dass man nicht zu tief in einzelne Sackgassen rennt, den Drive nicht verliert, den Überblick behält, und nicht betriebsblind wird.

New Media Lecture
STEAM NOIR REVOLUTION
Samstag, 13. Juli 2013, 14.00 Uhr
Ort: Konferenzzimmer