Game of Thrones Visual Effects - Interview mit Pixomondo

Nach dem großen Erfolg der DAS LIED VON EIS UND FEUER Veranstaltung bei den DRAGON DAYS 2012, wird es auch 2013 wieder ein Event zu George R.R. Martins Epos- und seiner Umsetzung als Fernsehserie geben. Zum Einstieg geben Sven Martin und Boris T. Duepré von der Visual Effects Firma PIXOMONDO Einblick in die Entstehung der visuellen Effekte der aktuellen dritten Staffel von GAME OF THRONES.


Für die Flügelbewegungen der Drachen in der zweiten Staffel habt ihr Euch von einem rohen Hühnchen inspirieren lassen. Gab es in der dritten Staffel eine ähnliche Inspirationsquelle?   

Die Hähnchen-Anatomy-Stunde vom letzten Mal war vorallem da, um das Rig der Drachen, also das digitale Skelett und Muskelsystem, richtig zu konstruieren. Die Animatoren bekamen so auch ein Gefühl für die möglichen Bewegungen des Flugaparates ein realen Vogels, auch wenn, wie in unserem 'Hähnchenfall' in verkümmerter Form.
Auf diesem Wissen konnten wir in der 3 Staffel aufbauen, haben aber durch die Studie von großen Flugvögeln die Anatomie nochmal leicht überarbeitet. Was die Animationen angeht, haben wir vorallem verschiedene Flugarten und das besondere Eintauchen in Wasser recherchiert. (Sven Martin)



Konntet ihr bei den Drachen der dritten Staffel auf das Material der zweiten Staffel zurückgreifen oder mussten sie neu entwickelt werden?

Wir haben mit dem Grundmodell der zweiten Staffel begonnen, dieses dann aber vorallem in den Proportionen verändert, da die Drachen mitlerweile sehr gewachsen sind. Auch haben sie neue 'Features' bekommen, die so vorher nicht zu erkennen waren und im Angriffsmodus sichtbar werden. Dies wurde im Vorfeld durch 3D sculptings und klassische 2d concepts von uns entwickelt. (Sven Martin)



Was bekommt ihr von der Produktionsfirma vorgegeben und was müsst ihr selbst entwickeln?

Die Vorgaben der Produktion geben Richtungen vor. Dies passiert meißt anhand von Referenzen aus bisherigen Filmen, klassischen Drachenbildern und natürlich auch Tieraufnahmen. Diese Einzelideen versuchen wir dann zu einem stimmigen Gesamtkonzept zusammenzubauen, bei dem natürlich auch die
ein oder andere Idee wieder fallen gelassen wird. (Sven Martin)



In den Büchern zur dritten Staffel kommt ein Mantikor vor. Wo habt ihr für dieses Fabelwesen recherchiert?

Für den  Mantikor wurden verschiedene Vorlagen genutzt. Die Bewegungen sind angelehnt an eine Mischung aus Spinne und Skorpion. Dagegen  wurde die Optik mehr in Richtung Skorpion und Käfer gebracht. (Boris T. Duepré)



Zu Recherchezwecken seid ihr für die dritte Staffel eine Woche nach Irland gereist. Was habt ihr dort gemacht und warum war diese Reise notwendig?

Nichts ist echter als die Realität. Somit sind wir auf Burgen Tour in Irland unterwegs gewesen. Teilweise an Original Drehschauplätzen. Dort haben wir dann sehr viele Referenzen fotografiert um unsere Game Of Thrones Landschaften mit soviel Detail und Liebe wie möglich zu bereichern. (Boris T. Duepré)



Welche Arbeitsschritte sind bei der Produktion der Visual Effects wichtig? Wofür braucht ihr beispielsweise die Visualisierungen von Skelett und Muskelsystem?

Eine Hauptanforderung für die Charaktere in GoT war für uns eine größtmögliche Glaubhaftigkeit. Die Phantasietiere sollten sich so lebendig und tierisch anfühlen, als hätten sie neben den Schauspielern am Set agiert. Da Lebewesen bekannterweise sehr komplexe Objekte sind, würde ein Fehlen von Muskeln, das Atmen, eine realistische Faltenbildung oder Straffung der Haut, die Feuchtigkeit am Augenlid oder Speichel diese Illusion schnell zerstören. (Sven Martin)



Sind die Visual Effects zu Game of Thrones für euch ein Auftrag wie jeder andere oder seid ihr inzwischen auch Fans der Serie bzw. der Bücher?

Es macht schon ein großen Unterschied ein Team von 'Fans' hinter sich zu haben, da die Motivation natürlich nochmal höher ist und vorallem die vielen kleinen Zusatzwissen aus den Büchern in unsere Arbeit einfließt. So finden sich Ideen in unseren Design oder Shots wieder, die so explizit gar nicht immer in der Drehbüchern auftauchen. (Sven Martin)


2012 habt ihr für Game of Thrones den Emmy Award für die besten visuellen Effekte gewonnen. Wo steht er? Was bedeutet er Euch?

Für unsere Arbeit an der zweiten Staffel sind wir mitlerweile mit Emmy und VES Award, dem beiden höchsten Auszeichnungen, die man für unsere Arbeit im Fernsehbereich bekommen kann, geehrt worden. Das macht uns natürlich wahnsinning stolz, vorallem weil die Arbeit hinter den Kulissen ja meißt im 'Dunklen' und unbemerkt passiert. (Sven Martin)

Der Emmy Award ist im TV Bereich weltweit die größte Auszeichnung die man gewinnen kann.
Somit sind wir sehr stolz darauf dass unser Team diese herausragenden Bilder geschaffen hat und wir jetzt diese Auszeichnung erhalten haben.
Leider bekommt man nicht für alle die an dem Projekt beteiligt waren diese tolle Statue. Die erhaltenen Statuen stehen bei den Leuten zu Hause und werden nur zu besonderen Anlässen im Büro aufgestellt. (Boris T. Duepré)


Dragon Days Update
Game of Thrones
Lesung, Visual Effects
Freitag, 12. Juli 2013, 20.30 Uhr
Reinhard Kuhnert, Sven Martin (Pixomondo)
Ort: Außer Haus! Museum am Löwentor