Programm 2024

Di, 22.10. | 19.30 Uhr | Stadtbibliothek, Max-Bense-Forum

Den Schrecken im Auge: Autorinnen, Autoren und ihre liebsten Horrorfilme

mit Jesús Cañadas, Kris Brynn
Moderation: Thomas Klingenmaier | Live-Zeichnen: Christoph Horch
Manche Bilder vergisst man nie. Horrorfilme wetteifern darum, uns solche Schrecken zu liefern. Die großen Horrorfilme Sie sind nicht einfach nur nervenaufreibend, sie geben verdrängten Ängsten und Ahnungen prägnante Gestalt. Das ist kein plumper Stumpfsinn. Gerade Menschen mit viel eigener Fantasie sind oft auch Fans von Horrorfilmen. Die Dragon Days 2024 haken darum einmal bei profilierten Autor*innen nach: Was ist Euer liebster Horrorfilm, was gibt Euch der filmische Grusel? Das wird ein Abend voller toller Bilder, offener Bekenntnisse, alter Bekannter und neuer Einsichten.

In Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Stuttgart

Caroline Ronnefeldt

Mi, 23.10. | 19.30 Uhr | Stadtbibliothek, Max-Bense-Forum

Was kommt nach Elfen, Zwergen und Barbaren?

mit Caroline Ronnefeldt
Moderation: Nina Blazon
Die gute Nachricht: Fantasy hat uns eine Vielzahl knallbunter Welten beschert. Die schlechte Nachricht: Manche kritischen Köpfe meckern, längst seien alle interessanten Möglichkeiten erforscht und durchgespielt, es werde nur noch dumpf wiedergekäut. Stimmt das? Ist Fantasy kreativ am Ende? Oder ist das Variieren von vertrauten Mustern etwa ein Teil des Spaßes am Genre? Wie viel Neues muss sein, wie viel Geborgtes ist erlaubt, und wo ist Neuland in Sicht?

In Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Stuttgart

Do, 24.10. | 20.30 Uhr | Stuttgarter Schriftstellerhaus

WTF? Darf und will ich das noch mögen? Vertrauensbruch zwischen Künstlern und Publikum

mit Johanna Schließer, Katrin Knopp und Björn Springorum
Es klingt so einfach: „Trenne das Werk vom Künstler! Lass Deine Freude an einem Kunstwerk nicht von Informationen über die Person dahinter trüben!“ Aber wenn es dann so weit ist, wenn die Person hinter einem geliebten Kunstwerk plötzlich in ganz miesem Licht dasteht, packt uns das ganz hart an. 

Die Fantastik-Community wurde 2024 vor allem vom Fall Neil Gaiman erschüttert. Der Autor der „Sandman“-Comics und von „American Gods“ hatte viele Menschen bis dahin nicht nur durch seine Erfindungen gewonnen, sondern durch sein Auftreten im Netz, seinen Umgang mit Fans, seine Haltungen und Meinungen. Und nun steht er plötzlich da als sexuell übergriffiger Macho, der seit Jahrzehnten jüngere Frauen, gerade welche in Abhängigkeitsstellungen, ausgenutzt hat. Es gab nicht sofort eine krawallige Cancel-Welle. Man konnte spüren, wie viele Fans sehnsüchtig auf ein halbwegs schlüssiges Dementi von Gaiman warteten. Das aber kam nicht. Der Autor ist mehr oder weniger abgetaucht.

Die Verzweiflung, die daraus erwachsen sind, Wut und Ekel, Trauer und Vertrauensverlust sind größtenteils echt. Wie also umgehen mit solchen Enthüllungen? Wir möchten darüber sprechen mit AutorInnen aus der Gegend, mit Johanna Schließer, Katrin Knopp und Björn Springorum: über die Verantwortung der Schreibenden, über die Veränderung eines Werks durch das Wissen um den Schöpfer, über die Verwundbarkeit der Lesenden und die Rettbarkeit oder Unrettbarkeit des Leseglücks.

Alle drei unserer Gäste sind natürlich nicht nur Schreibende, sondern auch Lesende. Trotzdem sitzen sie nicht als Stellvertreter aller Betroffenen auf dem Podium. Wir wissen, dass jede(r) anders mit diesen Fragen umgeht, und auch von Schock zu Schock zu anderen Lösungen für sich kommt. Wir würden uns also sehr freuen, wenn Ihr nicht nur zahlreich kommt, sondern Eure Fragen, Erfahrungen und Geschichten mitbringt und mit uns teilt.


Schauersprechtakel im Merlin mit Stefan Dinter, Götz Schneyder und Mark Lorenz Kysela

Fr, 25.10. | 19 Uhr | Stadtbibliothek, Max-Bense-Forum

Arkadi und Boris Strugatzki: Die Wunschmaschine

mit Götz Schneyder, Stefan Dinter, Jörg Koch
Ein heruntergekommener, illegaler Schatzsucher führt gegen den Willen seiner Frau einen ihm unbekannten „Professor“ und einen „Schriftsteller“ in die verbotene Zone: ein von Außerirdischen verlassenes, streng gesperrtes und sich stets veränderndes Gelände. Dort befinden sich rätselhafte Plätze und hinterlassene Technik, wovon sich die beiden Männer das ewige Glück versprechen… aber was wollen sie wirklich?
Der Drehbuchcharakter dieses lebensgefährlichen Trips bleibt vollkommen erhalten; er bildete schließlich die Grundlage zu Andrei Tarkowskis Meisterfilm „Stalker“. Jörg Koch (Musik, Elektronik), Stefan Dinter (Live-Illustration via Beamer) und Götz Schneyder (Sprecher) führen in eine bedrohliche Welt, in der die drei Protagonisten sich selbst auf die Probe stellen müssen.

Mit freundlicher Genehmigung der Aufführungsrechte durch Franz Rottensteiner und der
Übersetzungsrechte durch Aljonna Möckel.

In Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Stuttgart

Sa, 26.10., 19.30 Uhr, Linden-Museum

Weniger Dialog? Fantastische Literatur in zynischen Zeiten

mit Tendai Huchu
Moderation: Thomas Klingenmaier | Mehr Dialog zwischen Afrika und Europa? Auf einem Feld schien der ganz wunderbar voranzukommen: Die vielfältige Bewegung des Afrofuturismus erreicht auch viele junge Menschen bei uns. Der ursprünglich aus Simbabwe stammende Wahlschotte Tendai Huchu scheint da alles richtig zu machen. Seine Urban-Fantasy-Bücher um die Halbwüchsige Ropa Moyo sind für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen ergiebig. Sie wurzeln so fest in schottischer Geschichte wie in afrikanischen Mythen, sie blicken voller Skepsis auf gesellschaftliche Verhältnisse und voller Zutrauen auf die Widerstandskraft der Benachteiligten. Vor zwei Jahren war Tendai Huchu schon einmal an einem unvergesslichen Abend beim Fantastikfestival Dragon Days im Linden-Museum zu Gast, damals als Shooting Star. Nun hat er seinen deutschen Verlag schon wieder verloren, und auch in Großbritannien wird die Lage für ihn und viele KollegInnen immer schwieriger. Was ist da los? Was wird aus dem Dialog Afrika-Europa in der Literatur? Wie kommen Autoren mit eigenem Profil in einer Welt manipulierter Buchtrends zurecht? Hat ein zynischer Unterhaltungsmarkt den Afrofuturismus schon wieder als Mode der vorigen Saison in den Restekeller verbannt?

Aber Tendai, dem wir vor zwei Jahren alle Daumen drückten für ein rasches Bekanntwerden in Deutschland, ist beileibe nicht der einzige, der in einer ungeduldigen Buchwelt barsch abserviert wird. Davon kann unser zweiter Gast berichten: Science-Fiction-Legende Charles Stross. Er lebt wie Tendai Huchu in Edinburgh, ist aber schon ein wenig länger im Fantastikgeschäft. Er schreibt enorm unterhaltsame Bücher voll politischer Bissigkeit und entfesseltem Spieltrieb. Lust an Eskapismus paart sich bei ihm mit wachem Blick für die Abgründe, über denen einige Räder unseres Gesellschaftskarrens bereits frei in der Luft hängen. Aber auch seien Bücher erscheinen schon seit einiger Zeit nicht mehr auf Deutsch. Woran hakt’s? Jedenfalls widerlegt das Schicksal von Charles Stross gleich mal die Patentthese, weiße AutorInnen bekämen im Betrieb grundsätzlich jene Unterstützung, die schwarzen versagt wird.  Es wird ein spannender Abend voller Fragen, die nicht nur die Literatur betreffen.


In Zusammenarbeit mit dem Linden-Museum Stuttgart

Vom romantischen Mittelalter zum Mars – Literarischer Stadtspaziergang

Der Feuerreiter, das magische Trinkglas von Edenhall, Melusine, der Herr der Ringe: Stuttgart hat eine lange Tradition der Phantastik. Die Werke der Romantiker wie Ludwig Uhland, Gustav Schwab und Wilhelm Hauff fußten auf Märchen und Legenden, wie auch Mörikes Texte. 1910 ließ der gebürtige Cannstatter Albert Daiber im Roman „Die Weltensegler“ als Meilenstein der Science-Fiction erstmals Wissenschaftler den Mars erkunden. Später brachte Klett-Cotta Tolkiens „Herr der Ringe“ heraus, und der Thienemann-Verlag machte sich mit Otfried Preußler und Michael Ende einen Namen. Und heute tummeln sich allerlei wunderbare Kreaturen bei uns, bei den „Dragon Days“. Phantastik entwirft Utopien, übt Gesellschaftskritik und enthält einen reichen Fundus an Kulturgeschichte. Auf ihren Spuren wandeln wir durch Stuttgart – nach dem Debüt 2023 zum zweiten Mal. Aus gutem Grund ist der Spaziergang durch die Tradition also drauf und dran, selbst eine Tradition bei uns zu werden.

Sonntag, 27.10. | 15 – 17 Uhr | Treffpunkt am Literaturhaus
Konzeption und Führung: Anne Abelein
Keine Anmeldung nötig