Liebe Freundinnen und Freunde alles Fantastischen,
die Dragon Days 2024 stehen kurz vorm Start. Am 22. Oktober geht’s wieder los. Und auch wenn wir an dieser Stelle jetzt traditionell vor lauter Freude Luftschlangen blasen, Konfetti werfen und lustige Monstermasken aufsetzen sollten: Wir sind ein bisschen skeptisch. So wie Figuren von guten Horrorgeschichten, Fantasyromanen und SF-Epen, die ja auch alle merken, dass sich irgendetwas ändert in der Welt.
Als Fantastikfreunde haben wir zwei Jahrzehnte Aufbruchstimmung hinter uns. Unsere Lieblingsgenres wurden immer sichtbarer – im Kino, am Buchmarkt, in der Streamingwelt, in Comics, in Games. Aber sie wurden auch immer kommerzialisierter und trenddurchseuchter. Immer abseitiger wurden die Nischen, in die nicht Mehrheitsfähiges wieder abgeschoben wurde. Wir bieten also auch 2024 wieder schöne, interessante Abende mit spannenden Gästen. Aber wir wollen dieses Jahr auch nachhaken: Wo steht die Fantastik eigentlich? Alles noch frisch, oder gewinnt die Retortenkultur?
Dienstag Dass wir den Spaß dabei nicht aus den Augen verlieren wollen, beweist hoffentlich gleich der erste Abend: „Den Schrecken im Auge“. Mit dem spanischen Horrorautor Jesús Cañadas und der Stuttgarter SF-Autorin Kris Brynn alias Regine Bott sprechen wir über Horrorfilme, die uns geprägt haben. Beide sind Filmfreaks, beide haben viel aus den Klassikern der 60er, 70er und 80er mitgenommen. Christoph Horch wird live dazu zeichnen. Am Dienstag, 22.10., um 19.30 geht’s los, in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz.
Mittwoch Am Tag darauf widmen wir uns der Fantasy. Wir haben noch einmal Caroline Ronnefeldt eingeladen, die mit der „Quendel“-Trilogie eine der schönsten von Tolkien inspirierten Fantasy-Welten vorgelegt hat. Mit Caroline sprechen wir über die Frage „Was kommt nach Elfen, Zwergen und Barbaren?“ Ist alles ausgeschöpft, oder dürfen wir noch neue Ideen in der Fantasy erwarten? Kommt vorbei und mischt Euch ein, sagt, was Ihr dazu denkt, was Ihr erwartet – und ob Ihr es bekommt. Mittwoch, 23. 10, 19.30 Uhr, Stadtbibliothek
Donnerstag Am Donnerstag gehen wir dahin, wo’s wirklich weh tut. Die Vorwürfe sexueller Übergriffe und Machtspiele gegenüber dem zuvor allseits beliebten Autor Neil Gaiman haben die Fantastikgemeinde tief erschüttert. Es ist ja auch nicht der erste Fall dieser Art. Mit dem AutorInnen-Podium Johanna Schließer, Katrin Knopp und Björn Springorum sprechen wir über den Vertrauensbruch zwischen Künstlern und Publikum, Motto: „WTF: Darf und will ich das noch mögen?“ Zum Thema, ob man ein Werk noch genießen kann, nachdem einem der Schöpfer zuwider wurde, gibt es keine richtige und keine falsche Antwort. Nur immer eine persönliche. Darum kommt vorbei und erzählt, wie Ihr mit solchen Fällen umgeht. Donnerstag, 24.10., 20.30 Uhr, im Schriftstellerhaus, Kanalstr. 4, ein paar Meter vom Charlottenplatz
Freitag Am Freitag entspannen wir uns dann mal von all den Problemen, mit dem Dauerbrenner unserer Programme: dem Live-Sprechtakel. Götz Schneyder liest, Stefan Dinter zeichnet live dazu, Jörg Koch liefert den Sound. Diesmal ist Arkadi und Boris Strugatzkis Text „Die Wunschmaschine“ dran. Profis wissen aber sowieso: völlig egal, was da gelesen wird, man kann blind hin, es wird großartig. Aber Achtung, Ihr Stammgäste, dieses Jahr aufpassen: wir sind ausnahmsweise nicht im Merlin, sondern im Max-Bense-Forum der Stadtbibliothek. Freitag, 25.10., 19 Uhr
Samstag Am Samstag nehmen wir dann noch einmal große Themen in Angriff: Wie sieht’s eigentlich aus auf dem Buchmarkt, der gerade den Romantasy-Boom erlebt? Genauer, wie sieht’s eigentlich aus für Stoffe und Autoren, die sich nicht unter Romantasy einreihen lassen? Wir haben den schottischen Autor Tendai Huchu eingeladen, der mit seiner Edinburgh-Reihe vermeintlich die richtigen Knöpfe drückt: junge, taffe, weibliche Heldin, leicht dystopisches Setting, afrikanische Mystik und viel BIPoC-Credibility. Trotzdem hat ihn sein deutscher Verlag schon wieder aus dem Programm genommen. Womit wir unseren bislang noch nicht angekündigten Überraschungsgast verraten: SF-Legende Charles Stross. Diesem vielseitigen Briten ist schon lange passiert, was Tendai Huchu jüngst erleben musste: sein deutscher Verlag hat ihn rausgeworfen. Stross und Huchu wurden beide viel gelobt für ihren Mix aus Cleverness und Unterhaltsamkeit. Was also muss man dem Markt bringen, wenn das nicht mehr reicht? Das wird gewiss ein Abend, an dem es ans Eingemachte geht, an dem Ungemütliches angesprochen wird und ein paar Vorstellungen davon entstehen, was auf Fantastikfreunde noch zukommen wird. Und vielleicht auch: was wir Fantastikfreunde tun können, damit Verlage, Streamer und Filmproduzenten nicht denken, wir seien alle miteinander ausnahmslos 14 Jahre alt und auf der Suche nach Dark Spice. Samstag, 26.10., 19.30 Uhr, Linden-Museum.
Wir sind schon sehr gespannt auf alles, was da an Ideen und Meinungen zusammenkommen wird, auf den Bühnen und von Euch. Und wir freuen uns darauf, das Fantastische zu feiern. Und natürlich könnt Ihr, auch wenn da jetzt nicht „Lesung“ über den Veranstaltungen steht, Bücher mitbringen, die Ihr gerne signiert hättet.
Bis in zwei Wochen, wir sehen uns,
das Team Eurer Dragon Days |