Weniger Dialog? Fantastische Literatur in zynischen Zeiten

Sa, 26.10., 19.30 Uhr, Linden-Museum

mit Tendai Huchu
Moderation: Thomas Klingenmaier | Mehr Dialog zwischen Afrika und Europa? Auf einem Feld schien der ganz wunderbar voranzukommen: Die vielfältige Bewegung des Afrofuturismus erreicht auch viele junge Menschen bei uns. Der ursprünglich aus Simbabwe stammende Wahlschotte Tendai Huchu scheint da alles richtig zu machen. Seine Urban-Fantasy-Bücher um die Halbwüchsige Ropa Moyo sind für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen ergiebig. Sie wurzeln so fest in schottischer Geschichte wie in afrikanischen Mythen, sie blicken voller Skepsis auf gesellschaftliche Verhältnisse und voller Zutrauen auf die Widerstandskraft der Benachteiligten. Vor zwei Jahren war Tendai Huchu schon einmal an einem unvergesslichen Abend beim Fantastikfestival Dragon Days im Linden-Museum zu Gast, damals als Shooting Star. Nun hat er seinen deutschen Verlag schon wieder verloren, und auch in Großbritannien wird die Lage für ihn und viele KollegInnen immer schwieriger. Was ist da los? Was wird aus dem Dialog Afrika-Europa in der Literatur? Wie kommen Autoren mit eigenem Profil in einer Welt manipulierter Buchtrends zurecht? Hat ein zynischer Unterhaltungsmarkt den Afrofuturismus schon wieder als Mode der vorigen Saison in den Restekeller verbannt?

Aber Tendai, dem wir vor zwei Jahren alle Daumen drückten für ein rasches Bekanntwerden in Deutschland, ist beileibe nicht der einzige, der in einer ungeduldigen Buchwelt barsch abserviert wird. Davon kann unser zweiter Gast berichten: Science-Fiction-Legende Charles Stross. Er lebt wie Tendai Huchu in Edinburgh, ist aber schon ein wenig länger im Fantastikgeschäft. Er schreibt enorm unterhaltsame Bücher voll politischer Bissigkeit und entfesseltem Spieltrieb. Lust an Eskapismus paart sich bei ihm mit wachem Blick für die Abgründe, über denen einige Räder unseres Gesellschaftskarrens bereits frei in der Luft hängen. Aber auch seien Bücher erscheinen schon seit einiger Zeit nicht mehr auf Deutsch. Woran hakt’s? Jedenfalls widerlegt das Schicksal von Charles Stross gleich mal die Patentthese, weiße AutorInnen bekämen im Betrieb grundsätzlich jene Unterstützung, die schwarzen versagt wird.  Es wird ein spannender Abend voller Fragen, die nicht nur die Literatur betreffen.

In Zusammenarbeit mit dem Linden-Museum Stuttgart

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