Ein nicht wegzudenkender Klassiker der Dragon Days: die erweiterten Vorleseperformances im Merlin. Schauriges macht eben noch mal so viel Spaß, wenn man zwischen Leuten sitzt, denen gerade auch eine Gänsehaut wächst. Der Sprechkünstler Götz Schneyder, der Illustrator Stefan Dinter und der Musiker Mark Lorenz Kysela lassen wieder Geschichten aus dem Zwischenreich lebendig werden.
Der Amerikaner Edgar Allan Poe ist in jeder guten Sammlung der Horrorpatriarchen vertreten. Im Merlin kommt eine zu Unrecht weniger bekannte Geschichte von ihm zu Gehör: „Die Fakten im Fall M. Valdemar“. Es geht um die Schwelle zwischen Leben und Tod und die Frage, ob man auf dieser eine Pause machen kann.
Fragt man Kenner, Fans und Autoren des Horrors nach dem größten Altmeister der britischen Gespenstergeschichte, antworten alle: M. R. James. Dieser distinguierte, konservative Oxford-Gelehrte ließ in seinen Erzählungen die ungemütlichsten, destruktivsten Erscheinungen und Unwesen auftauchen. Schneyder, Dinter und Kysela präsentieren James‘ Meisterstück „Die Macht der Runen“.
Zum lange vergessenen Schatz der von Frauen geschriebenen britischen Spukliteratur gehören die Werke von Mary Ann Bird. Ihre Erzählung „Das umstrittene Haus“ ist Schauerliteratur der etwas anderen Sorte: die Ungeheuer sind die Lebenden, die Toten sind hier eher hilfreich. Das Performance-Trio Schneyder, Dinter und Kysela präsentiert ein in Deutschland noch völlig unentdecktes Glanzstück des Unheimlichen. Bitte nicht verpassen, sonst heulen die Geister der Reue durch die Nacht.
Hörgrusel im Merlin, 26.10.2023, 20 Uhr