Hyddenworld - Interview mit William Horwood

William Horwood, geboren 1944 in Oxford, ist ein britischer Autor und Journalist. Mit seinem Buch „Stein von Duncton“ wurde er international bekannt.

Buch: Hyddenworld - Der Frühling

Die Hydden sind ein winziges Völkchen, ganz in der Tradition der Hobbits.

Der kleine Jack ist ein Riese. Jedenfalls in der Welt der Hydden, einem Volk kleiner Leute, das in einer für Menschen unsichtbaren Stadt unter der Erde wohnt. Der Auftakt zu einem spannenden, humorvollen und atmosphärisch dichten Fantasyepos.

Wie sind Sie dazu gekommen Bücher zu schreiben?

1958, als ich 14 war, lasen wir THE SECRET GARDEN von Francis Hodgson Burnett. Ich fand die Idee einer Geschichte, die gleichzeitig real und symbolisch ist so ansprechend, dass ich auch eine solche Geschichte schreiben wollte. Ich kam schließlich fast zwanzig Jahre später dazu, als ich meinen ersten Roman DER STEIN VON DUNCTON  schrieb.

Was macht Fantasy so interessant für die Leser und für Sie als Autor?

Fantasy ist ein Genre das es dem Schriftsteller ermöglicht universelle Themen zu behandeln und dabei die trivialen Details des ‚wahren’ Lebens zu vermeiden. Geschichten sind immer Reisen und Fantasy Geschichten können die größten Vorstellungsreisen von allen sein. Es gibt auch einen technischen Aspekt, der manchmal vergessen wird. Wenn eine Fantasy Tierfigur ihren Bruder umbringt ist es Mord, und es ist immer noch ein Fantasy Roman. Wenn eine menschliche Figur das gleiche tut, ist es schwierig dass daraus kein Krimi oder ein Thriller wird, was es erschwert universelle Themen überzeugend zu behandeln.

1954 gingen Sie in Hannover zur Schule. Wie kam es dazu und wie hat diese Zeit Ihr Buch HYDDENWORLD beeinflusst?

Das war das Resultat einer komischen aber einfallsreichen Entscheidung meiner Eltern, die nach dem 2. Weltkrieg glaubten, dass der beste Weg Kriege in Zukunft zu vermeiden sei ihre Kinder in verschiedene Länder zu schicken, um andere Sprachen und Kulturen zu erleben und verstehen. Meine Zeit in Deutschland bedeutete eine Wandlung. Ich fand Liebe und Geborgenheit in der Familie, die mich beherbergte, aber als ich nach England zurückkehrte fühlte ich mich wie ein Fremder in meiner Familie und dem Land. Das tue ich immer noch. Dieses Paradox, dass ein positiver Wandlungsprozess auch Entfremdung von der Gesellschaft bedeuten kann, ist ein zentraler Punkt von HYDDENWORLD: alle drei Hauptfiguren – Jack, Stort und Judith machen ähnliche Erfahrungen. Im Falle von Jack – wie bei mir auch – wird er‚ gezwungen’ in ein ihm fremdes Land zu reisen.

Wie kommt es, dass oft kleine Charaktere die Helden Ihrer Bücher sind?

Das mag daran liegen, dass ich das jüngste von fünf Kindern in einer dysfunktionalen Familie und der kleinste der vier Jungs war, obwohl ich nicht gerade kleinwüchsig bin! Aber ich identifiziere mich mit dem kleinen schwachen Typen und lasse solche Figuren die Helden sein, während die großen fiesen Typen (meine Brüder!) die Bösewichte sind.

In HYDDENWORLD benutzen Sie Henges als Portale zwischen zwei Welten. Wie nutzen Sie andere Literatur und Theorien in Ihren Werken?

Wie die meisten Schriftsteller liebe ich Bücher, Bibliotheken und verworrene Recherchen. Ich habe das Glück in Oxford in der Nähe einer der Bodleian Bibliotheken zu leben, eine der besten akademischen Büchereien der Welt. Die meiste Bücher sind unterirdisch aufbewahrt. Perfekt für einen Fantasy-Autor! Ich bin kein großer Theoretiker oder Anhänger von Theorien, aber ich möchte immer schon Archäologie und Frühgeschichte und die Art wie Fachleute in diesem Gebiet irrwitzige Theorien fast ohne Beweisgrundlage aufstellen. Natürlich habe ich die Theorien gelesen, dass Henges astronomische Uhren und so weiter seien, aber ich bevorzuge meine Idee, dass sie Portale zwischen Welten sind.

Ich persönlich finde die Freundschaft zwischen Lord Festoon und seinem Koch Parlance HYDDENWORLD’s faszinierendsten Handlungsstrang. Wie sind diese beiden Charaktere entstanden?

Als ich anfing die HYDDENWORLD Buchreihe zu schreiben war ich etwas übergewichtig. Nicht allzu schlimm, aber genug um Sympathie mit dicken Menschen zu haben. Ich beschloss Lord Festoon SEHR übergewichtig und etwas lustig, aber auch heldenhaft zu machen. Zu der Zeit gab es außerdem eine Menge Starkoch-Programme im britischen Fernsehen. Das Essen, das sie kochen war und ist irrwitzige Phantasie and da Festoon einen Koch brauchte der seine fatale Leidenschaft fürs Essen teilt, habe ich Parlance geschaffen – eine Art Fantasy Starkoch, der denkt er wäre Franzose. Er ist meine Lieblingsfigur und taucht im letzen Buch der Reihe wieder auf.

Nehmen Sie reale Personen als Vorbild für Ihre Charaktere und wie viel von Ihnen selbst steckt in ihnen?

Ich verwende immer ein bisschen was von realen Personen – körperliche Eigenschaften oder Persönlichkeitsmerkmale. Ich benutze auch Merkmale von mir selbst. Zum Beispiel in HYDDENWORLD, steckt eine Menge von mir in Jack und auch Stort (im Ersten körperlich, im Zweiten geistig). Eine Ex-Freundin steckt hinter einer Figur und eine andere basiert auf einem Fischer, den ich aus meiner Heimatstadt kannte.

Interview: Tobias Wengert

Übersetzung: Stefanie Herwig

Literatur & Bilder 

HYDDENWORLD

Freitag, 6. Juli, 20.00 – 22.00 Uhr

Eintritt: € 9,-/7,-/4,50

Ort: Großer Saal