Der letzte Schattenschnitzer - Interview mit Christian von Aster

Christian von Aster, geboren 1973, studierte Germanistik und Kunst, um sich schließlich Bühne, Film und Schreiben zuzuwenden. Neben seinen Fantasybüchern ist er auch mit seinen Lesungen, die gleichermaßen die Gothic- wie Phantastikszene begeistern, einem großen Publikum bekannt.

In Deinem Buch „Der letzte Schattenschnitzer“ wohnt jedem Schatten eine eigene Art von Leben inne. Die Fähigkeit die Sprache der Schatten zu verstehen führt dazu das Menschen Zugang zu dem Wissen der Schatten haben, weshalb alle Magier versuchen die Sprache der Schatten zu erlernen. Was hat Dich zu dieser Geschichte inspiriert?

Zum einen die Literatur der deutschen Romantik und einige klassische Mythen, in denen der Schatten eine Rolle spielt. Interessanterweise wird seine Rolle dabei überall nur angerissen, so dass es mir ein Bedürfnis war, eine Welt der Schatten mitsamt ihren Regeln und ihrer Sprache zu entwerfen. Und zwar so, dass sie sich zugleich in verschiedene bestehende Geschichten fügt.

Besteht eine Verbindung zwischen dem Namen der Romanfigur im Buch „Jonas Mandelbrot“ und der Mandelbrot-Menge, die eine bedeutende Rolle in der Chaosforschung spielt?

Das tut es. Schließlich ist das Thema des Buches nicht zuletzt eine bestehende Ordnung und die Störung derselben, weshalb die zentrale Figur in irgend einer Form, wenn auch vage, mit dem Chaos assoziiert werden musste. 

Ein weiterer Name aus dem Buch ist George Ripley. In wie weit hat dieser Ripley mit dem historischen Ripley, der einer der bedeutendsten englischen Alchemisten war, zu tun und welche Rolle spielt er in „Der letzte Schattenschnitzer“?

George Ripley ist neben Nicolas Flamel einer der wenigen Alchemisten, dem man nachsagt, de Stein der Weisen gefunden zu haben. Eine Erklärung für seinen Wohlstand zum Zeitpunkt seines Todes war dementsprechend, dass er Blei zu Gold habe verwandeln können. In meinem Buch hat er allerdings noch etwas weit ungeheuerlicheres entdeckt und destilliert, das schlussendlich ewiges Leben bedeutet: einen herrenlosen Schatten. Dabei ist meine literarische Version an die historische freilich lediglich angelehnt.

Auf der Leipziger Buchmesse 2012 wurde „Der letzte Schattenschnitzer“ mit  dem Seraph-Preis für den besten phantastischen Roman ausgezeichnet. Was bedeutet diese Auszeichnung für Dich?

Für mich persönlich vor allem die Bestätigung, dass meine literarischen Vorlieben und meine Art zu schreiben, auch wenn sie verschiedentlich als unpopulär empfunden werden, ihre Existenzberechtigung haben.

Für mich als Phantast bedeutet die Existenz eines solchen Preises einen wichtigen Schritt zu einem Phantastikverständnis in dem Poe, Lovecraft, Hoffmann und Kafka gleichberechtigt nebeneinander im Regal stehen.

 Was macht für Dich einen guten phantastischen Roman aus?

Das er seinen Leser fordert und inspiriert.

Hast Du Deinen Roman erst geplant, bevor Du mit dem Schreiben begonnen hast oder hast Du einfach drauflos geschrieben?

Im Fall des Schattenschnitzers ging dem Buch eine vergleichsweise intensive Planungsphase voraus. Vor allem musste ich ein paar Sachen recherchieren und ausprobieren, da es in diesem Fall zahlreiche Verbindungen zu realen Orten und bestehenden Geschichten gibt.

In einem früheren Interview hast Du erwähnt, dass Du Dir für die Lesereise gerne einen Gegenstand aus dem Hamburger Völkerkundemuseum ausgeliehen hättest. Das hat das Museum jedoch abgelehnt aber Du wolltest Dir daraufhin ein Replikat anfertigen lassen. Worum handelt es sich bei diesem Gegenstand? Wofür wird er benutzt und bringst Du das Replikat nach Stuttgart mit?

Es ist die Replik eines Separadors, eines aztekischen Opferdolches. Am ehesten ist der Name mit Schattenspalter zu übersetzen. Es ist eine kompakte Faustklinge, wie sie angeblich von Hohepriestern benutzt wurde, um die Schatten vom Körper ihrer Opfer abzutrennen. Bei der Buchpremiere habe ich die Replik in einem beleuchteten Schaukasten ausgestellt. Für längere Transporte ist dieser allerdings nicht geeignet. Außerdem ist die Versicherungslage nicht unproblematisch, weshalb Stuttgart sich leider mit meiner Person allein wird vergnügen müssen...

Interview: Tobias Wengert

Lesung 

DER LETZTE SCHATTENSCHNITZER

Samstag, 7. Juli, 17.00 – 18.30 Uhr 

Eintritt: € 7,-/5,-/3,50

Ort: Großer Saal