Steam Noir - Interview mit Verena Klinke

Verena Klinke wollte eigentlich Regisseurin werden, merkte bei diversen Projekten an der Filmakademie Baden-Württemberg aber ziemlich schnell, dass ihr Herz für das Schreiben von Geschichten schlägt. Weil ihr ein begonnenes Studium der Germanistik und Anglistik zu theoretisch war, arbeitet sie nun als freie Autorin und Lektorin. In STEAM NOIR, ihrem ersten Comicprojekt, hat sie gleichzeitig ein Herzensprojekt gefunden.

Was bedeutet Steampunk für Dich?

Eine großartige Liebeserklärung an die Ästhetik des 19. Jahrhunderts.

Was machst Du, wenn Du nicht mit Felix an Steam Noir arbeitest?

Derzeit ist das lediglich die Zeit, in der ich schlafe – für die Veröffentlichung des zweiten Bandes haben wir einen ganz schön engen Zeitplan. Aber grundsätzlich dreht sich bei mir alles um das Geschichtenerzählen, egal über welches Medium. Meistens habe ich mehrere Stoffideen gleichzeitig im Kopf, die ich Stück für Stück weiterentwickle und ausarbeite, manchmal alleine, manchmal mit anderen Kreativen zusammen. Neben der Arbeit an Steam Noir 3&4 soll ein ganzer Roman entstehen – ich hoffe, dass das zeitlich tatsächlich funktioniert.

Co-Autor beim ersten Band von Steam Noir war noch Benjamin Schreuder, aber Du hast auch schon daran mitgearbeitet. Was war Deine Aufgabe?

Ich habe durch Zufall die Geburtsstunde von Steam Noir miterlebt, weil ich zu dieser Zeit mit Felix für ein anderes Projekt zusammengearbeitet habe. Ich sollte ein Weltenbuch zu Felix‘ Rollenspiel OPUS ANIMA schreiben und plötzlich war ich dabei, als auf dieser Grundlage ein ganz neues Geschichtenuniversum entstand. Ich durfte mitentscheiden, wie die Welt von Steam Noir aussehen und funktionieren sollte, von grundlegenden Konzeptideen bis zu Elementen der späteren „Kupferherz“-Geschichte. Deswegen war ich auch für die Texte im Anhang des ersten Bandes zuständig, die dem Leser die Steam Noir-Welt näherbringen sollen.

Kannst Du mir einen kurzen Einblick in das Universum von Steam Noir geben?

Da gibt’s natürlich unzählige fantastische Dinge wie die Schollenkontinente, auf denen die Menschen leben, oder der Ätherweltraum, in dem diese Schollen treiben. Aber da lasse ich dich im Comic alle Geheimnisse selbst entdecken… ;) Das Besondere an Steam Noir ist vielmehr die Tatsache, dass die Seelen der Toten in die diesseitige Welt zurückkehren. Ist auf der einen Seite eine gruselige Vorstellung, eröffnet aber gleichzeitig auch tolle Möglichkeiten. Unsere Figuren haben alle eine andere Meinung dazu, wie man mit den Seelen umgehen sollte – und das führt zu großen Problemen. 

Steam Noir spielt in einer ungewöhnlichen Welt. Wie findest Du Dich dort zurecht? Gibt es eine Art Leitfaden, in dem die Besonderheiten dieser fantastischen Welt festgelegt sind?

Da habe ich echt Glück gehabt, dass ich Steam Noir von Anfang an begleitet habe und das ein oder andere sogar auf meinem Mist gewachsen ist – sonst hätte ich absolut keine Chance gehabt, mich innerhalb so kurzer Zeit einzuarbeiten und die Autorennachfolge anzutreten. Durch die intensive Arbeit in den letzten Monaten ist das Story-Universum noch einmal gewaltig angewachsen – neben unzähligen Notizzetteln gibt es vor allem unsere Köpfe, die voll sind mit allem Wichtigen zu Steam Noir.

Woraus schöpfst Du Deine Inspiration für Steam Noir?

Ich höre bei der Story- und Figurenentwicklung immer sehr auf mein Bauchgefühl. Je länger man an einer Geschichte arbeitet, desto vertrauter werden einem die Figuren, die Welt, der Plot. Es fällt einem nicht mehr schwer, die nächste Szene zu gestalten, weil man plötzlich spürt, was für die Geschichte der nächste notwendige Schritt ist. Trotz der ungewöhnlichen Welt ist das bei „Kupferherz“ nicht anders. Auch bei der Frage, was eine wiedergekehrte Seele wohl über das Totenreich zu berichten hat, entscheide ich danach, was für den Plot und die Figuren wichtig ist.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Dir und Felix? Wie sieht ein Tag aus, an dem ihr gemeinsam den Verlauf der Geschichte entwickelt?

Als ich als Autorin dazukam, haben Felix und ich erst einmal drei Monate an der Konzeption aller drei Bände gesessen. Jedes Storyelement musste logisch und nachvollziehbar aufgebaut werden, das ging nur mit dem Blick auf das große Ganze und bei der hohen Komplexität der Geschichte auch nur gemeinsam. Frühzeitig entwickelten wir Bildfolgen und Dialogverläufe. Ein verbindliches Storyboard ermöglicht es, dass wir jetzt eigenständig arbeiten können, ohne ständig Rücksprache mit dem anderen halten zu müssen. Tagsüber arbeitet Felix an der finalen Zeichnung, während ich am konkreten Wortlaut der Dialoge sitze, und abends präsentieren wir uns gegenseitig stolz unseren Fortschritt.

Interview: Tobias Wengert

Schwerpunkt Steampunk

Making of…

STEAM NOIR

+ Steampunk Panel

Sonntag, 8. Juli, 16.00 – 19.00 Uhr

Eintritt: € 9,-/7,-/4,50

Ort: Großer Saal