Janine Wilk im Interview

Janine Wilk wurde 1977 als Kind eines Musikers und einer Malerin in Mühlacker geboren. Schon von Kindesbeinen an war die Literatur sehr wichtig für sie, mit elf Jahren schrieb sie ihre ersten Geschichten. Mit Anfang zwanzig begann sie mit der Arbeit an ihrem ersten Buch und schon bald folgten die ersten Veröffentlichungen im Bereich Lyrik und Kurzprosa. Janine Wilk lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Nähe von Heilbronn.

 

 

 

Wie sind sie Autorin geworden?

Ich habe mich schon immer für Literatur interessiert und mit elf Jahren meine ersten Kurzgeschichten geschrieben. Als Erwachsene habe ich begonnen, dieses Ziel engagiert zu verfolgen und mich in jeder freien Minute weiterzubilden. Nicht, weil ich unbedingt eine erfolgreiche Schriftstellerin sein wollte, sondern weil ich gute Geschichten schreiben will.

Woher kommen ihre Ideen für die Geschichten ihrer Bücher?

Ich sammle permanent Ideen und horche in mich hinein, welche Themen mich besonders interessieren und faszinieren. Oft sind es die kleinen Dinge des Alltags, die inspirierend wirken können - wie ein Plakat am Straßenrand oder ein Passant in der Fußgängerzone. Bei meinem Roman „Die Schattenträumerin“ war es die dunkle, nicht so populäre Seite Venedigs, die mich nicht mehr losgelassen hat: Die verfallenen Häuser, die geschwärzten Kalksteinfassaden der Palazzi, das Labyrinth der Gassen, der Nebel über den Kanälen und natürlich auch die Venezianer, die trotz der Touristenmassen und hohen Lebenshaltungskosten ihrer Heimatstadt treu bleiben.

Wie sieht ihr Arbeitstag aus, wenn sie an einem Buch schreiben?

Relativ unspektakulär: Ich fange morgens zwischen acht und neun Uhr an, mache gegen 13 Uhr eine Stunde Mittagspause und arbeite dann bis 18 Uhr weiter. Während meiner Arbeitszeit beantworte ich aber auch Emails, führe Telefonate mit meiner Agentin und dem Verlag oder vereinbare mit Buchhandlungen/Bibliotheken Lesungstermine. Auch die Recherche für einen Roman benötigt relativ viel Zeit und kurz vor einem Abgabetermin kann es natürlich vorkommen, dass ich auch mal eine „Nachtschicht“ einlegen muss.

Was ist die Herausforderung am Schreiben von Büchern für Jugendliche?

Das ist wohl nicht sehr viel anders, als bei Büchern für Erwachsene: Man muss eine Geschichte schreiben, die den Lesern gefällt und sie anspricht.

Wie ist die Figur des Dämons Nyalarth in ihrem Buch „Die Schattenträumerin“ entstanden? Warum trägt er eine Pestmaske?

Im „Necronomicon“ ist von einem Dämon namens „Nyarlathotep“ die Rede ist, doch da mir der Name zu sehr nach einer ägyptischen Gottheit klang, habe ich ihn abgeändert. Der Dämon ist angeblich ein Bote und Diener und kann in allen Masken und Formen erscheinen. Warum er die Pestmaske trägt? Zum einen verbindet man die Pestmaske mit Venedig, zum anderen ist gerade das, was man nicht sehen kann, besonders gruselig.

In wie weit lassen sie sich von H.P. Lovecraft inspirieren? Das böse Buch aus „Die Schattenträumerin“ trägt den Titel seiner berühmten Schöpfung „Necronomicon“. Wie ist es dazu gekommen?

Da mich das Düstere schon immer interessiert hat, bin ich irgendwann auch auf H.P. Lovecraft und das „Necronomicon“ gestoßen. Laut Lovecraft wurde eine der Übersetzungen des Necronomicons in Italien gedruckt -  und da Venedig im Mittelalter das Zentrum des europäischen Buchdruckes war, hielt ich es für passend, die (fiktive) Geschichte dieser Übersetzung dort anzusiedeln. Zudem fand ich die Idee eines so machtvollen Buches sehr interessant.

Familie spielt eine große Rolle in „Die Schattenträumerin“. Bei einem Buch, das in Venedig spielt, hätte man vermutlich eher eine Liebesgeschichte erwartet. Weshalb setzten sie stattdessen den familiären Zusammenhalt in den Mittelpunkt ihres Buches?

Es gibt unzählige romantische Liebesgeschichten, die in Venedig spielen, doch ich wollte von einem düsteren und geheimnisvollen Venedig erzählen. Eine Liebesgeschichte hätte dem Roman einen ganz anderen Schwerpunkt gegeben. Die Familie spielt in Italien eine sehr große Rolle und dieser familiäre Zusammenhalt gibt meiner Protagonistin Francesca die Kraft, all die schwierigen Aufgaben zu bestehen. Nur dank ihrer Familie kann sie Dinge bewältigen, zu denen ein dreizehnjähriges Mädchen normalerweise nicht in der Lage wäre.

Jugendbuch Lesung (ab 12 Jahre)
DIE SCHATTENTRÄUMERIN
Samstag, 7. Juli 2012, 14.00 – 15.00 Uhr
Ort: Literaturhaus Stuttgart – Großer Saal
Eintritt: € 7,-/5,-/3,50